„Ich habe mir online Wildlederjacken angesehen, die sauteuer waren“, erzählt Dupieux beim Gespräch in Paris, wie er auf die Jacke gekommen ist: „Wegen der Cookies auf meinem Computer ist die Anzeige für eine Jacke immer wieder aufgepoppt. So habe ich jeden Tag geschaut: Ist sie immer noch da? Natürlich hab ich sie nie gekauft, aber sie war auf meinem Bildschirm und in meinem Kopf.“
Das ständige Online-Schauen und, ja, auch -Shoppen habe er sich, so Dupieux, in Amerika angewöhnt: „Ich lebe seit sieben Jahren in Los Angeles. Ich mag das Wetter, die Natur und die ewig lächelnden Menschen. Aber das ist es auch schon. Es ist nett, aber du kannst dich selber dabei beobachten, wie du verrückt wirst. Für jeden Meter, den du zurücklegst, brauchst du ein Auto. Wenn du mit jemandem essen gehen willst, musst du das Wochen vorher als Date anmelden. Und sag nicht, dass du erst um halb zehn essen gehen willst. Das ist viel zu spät!“
Zehn Autos habe er bisher in L.A. gehabt – seine Art, dieses beklemmende „Ein Franzose in L.A.“-Gefühl zu kompensieren.
Kurioserweise wirkt Dujardin in seiner Rolle als Serienkiller durchaus sympathisch: „Das ist eben typisch Jean. Selbst wenn er den größten Arsch der Filmgeschichte spielt, mag man ihn noch. Er hat Charme, sieht gut aus und er ist – zumindest in dieser Rolle – nicht sehr hell. Das kommt an. Er ist ein Serienkiller, den man mag. Warum? Vielleicht, weil er nicht aus purer Mordlust tötet, sondern, weil er eine Jacke haben will.“
Die tatsächlich Irre, so Dupieux, sei im Endeffekt Adèle (Haenel), Jeans Komplizin bei den Jackenmorden.
Mit seinen Filmen will Quentin Dupieux, so betont er, nicht schockieren, sondern „die Leute unterhalten“: „Manche Menschen sind irritiert oder fühlen sich unwohl, weil ich nur allzu gern in unbequeme Zonen vordringe. Ich habe offenbar einen Humor, den nicht jeder goutiert. Für mich ist das eine Niederlage, wenn keiner lacht. Das lässt mich an mir zweifeln. Aber wenn es klappt, dann bin ich der glücklichste Mensch der Welt“.
Hat er noch Zeit für seine Musikkarriere als Mr. Oizo? „Na klar. Normalerweise mache ich einen Film pro Jahr und habe daher auch noch Zeit für anderes. Ich gehe ins Studio und nehme was auf, spiele auch live in Clubs.“
Stressig seien Auftritte als DJ bei großen Festivals: „Wenn du dort Musik machst, brauchst du keinen brillanten Geist. Es geht nur um die positive Energie, die du vermittelst. Die Leute wollen einfach eine gute Party.“
Dupieux hält inne, so, als hätte er eine Eingebung, sagt dann: „Das ist der Grund, warum mich Filmemachen mehr befriedigt. Wenn ich einen guten Film mache, bin ich nicht so leicht ersetzbar wie der DJ auf der Megaparty.“
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