Quasthoff: "Es wird nie ein Comeback geben"

Quasthoff: "Es wird nie ein Comeback geben"
Der Top-Sänger über die Gründe für sein Karriere-Ende, das Leben danach, seine Begeisterung für den Liedgesang und seinen Nachwuchswettbewerb.

Unspektakulärer kann man nicht abtreten. In einer kurzen Aussendung ließ Thomas Quasthoff Anfang Jänner die Musikwelt wissen, dass er seine Karriere mit sofortiger Wirkung beende. Keine Abschiedstournee, keine großen Worte – der stets bescheidene Bassbariton ging ohne Tamtam. Im KURIER-Gespräch erläuterte der Sänger die Gründe.

KURIER: Mit Ihrem Rückzug haben Sie viele Menschen sehr traurig gemacht ...
Thomas Quasthoff: (lacht) Das wollte ich aber nicht ...

Warum dann der Abschied vom Gesang?
Das hatte mehrere Gründe. Vergangenes Jahr ist mein Bruder gestorben, das hat mir sehr zugesetzt. Eine Stimmkrise war die Folge. Von der habe ich mich zwar wieder erholt, und ich hätte auch wieder singen können. Aber ich habe festgestellt, dass ich stimmlich meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr genüge. Also war es Zeit zu gehen. Ich habe bei vielen Kollegen erlebt, dass sie den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören verpasst haben. Das wollte ich nicht.

Ohne Abschiedskonzerte?
Lange Abschiedstourneen sind nichts für mich.

Der Bühne aber bleiben Sie erhalten .. .
Natürlich. Das wäre ja noch schöner. Im Mai bin ich in Wien der Sprecher bei Schönbergs "Gurreliedern", bei den Salzburger Festspielen rezitiere ich heuer "Die schöne Magelone" von Johannes Brahms. Und schon am 8. März stelle ich im Gläsernen Saal des Musikvereins die Preisträger meines Lied-Wettbewerbs vor. Der ist immerhin mit 30.000 Euro, allerdings gekoppelt an ein Stipendium, dotiert. Das ist kein Pappenstiel. Alles ohne staatlichen Zuschuss.

Wie kamen Sie auf die Idee, so einen Lied-Bewerb in Berlin ins Leben zu rufen?
Ich finde, eine Stadt wie Berlin mit ihren drei Opernhäusern braucht einen Bewerb wie "Das Lied". Im ersten Jahr hatten wir 130 Kandidaten aus aller Welt, heuer waren es 140. Wir haben auch eine großartige Jury, der bei der dritten Auflage auch Wiens Staatsopernchef Dominique Meyer angehören wird. Es ist wichtig, den Nachwuchs zu fördern, wo es nur geht.

Sie waren einer der größten Liedsänger aller Zeiten. Hätten Sie keine Lust, eines Tages ein Comeback zu geben?
Danke, das ist ein schönes Kompliment. Aber es wird nie ein Comeback geben. Ich stehe stets zu meinem Wort.

Vermissen Sie Ihr Sängerleben gar nicht?
Oh nein! Ich finde es nur schade, dass aus dem Sarastro in Mozarts "Zauberflöte", den ich im Sommer in Baden-Baden hätte singen sollen, nichts mehr geworden ist. Aber so ist das eben. Ich genieße die Zeit jetzt sehr.

Was machen Sie alles?
Ich unterrichte weiterhin. Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie. Ich gehe ins Theater, in die Oper, höre mir Kollegen an. Und ich liebe die Magie des Kinos. Dafür hatte ich früher keine Zeit.

Gibt es noch etwas, das Sie beruflich erreichen wollen?
Ja. Ich würde wahnsinnig gerne Theater spielen. Etwa den Narren in Shakespeares "König Lear", weil ich zeigen will, dass das auch mit einer Behinderung geht. Bitte schreiben Sie das unbedingt. Wien hat ja so tolle Theater.

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