Pulitzer-Preis für Nordkorea-Roman

US-Schriftsteller Adam Johnson erhält den begehrten Preis. Die "New York Times" mit vier Auszeichnungen.

Das Wall Street Journal sah „das geschriebene Wort gerettet“: Adam Johnsons Roman „Das geraubte Leben des Waisen Jun Do“ (im Original: „The Orphan Master's Son“) sei das „beste Stück Fiktion, das im Jahr 2012 veröffentlicht wurde“, jubelte die Tageszeitung.

Der 2012 in den USA veröffentlichte Roman stand binnen weniger Tage nach Erscheinen bereits auf der Bestsellerliste der New York Times. Unter anderen kürten Financial Times, The Atlantic, Entertainment Weekly und The Huffington Post den Roman zum „Buch des Jahres“. Dem Beifall schloss sich am Montag die Jury der Pulitzer-Stiftung an der Columbia-Universität an und kürte Johnsons Nordkorea-Roman zum besten des Jahres.

Der Autor ist im deutschsprachigen Raum noch kein Star. 1967 in South Dakota geboren, arbeitet Johnson in San Francisco als Schriftsteller und lehrt an der Stanford University Creative Writing. 2002 erschienen die Erzählungen „Emporium“, 2003 der Roman „Parasites like us“.

Für das vorliegende Buch reiste Adam Johnson ins abgeschottete Nordkorea. „Ein Land, das man sich nicht ausdenken kann. Und doch ist Nordkorea real“ , sagt er.

Pulitzer-Preis für Nordkorea-Roman

Johnsons Nordkorea-Roman erzählt eine wahnwitzige Geschichte über Freiheit, Wahrheit und Identität. Es geht um verlorene Unschuld, um Liebe und um Spionage.

Im Mittelpunkt steht Pak Jun Do, der noch nie einen Film und kaum je ein Werbeplakat gesehen hat. Er findet es merkwürdig, dass anderswo Leute Tiere in ihren Häusern halten und wundert sich über Maschinen, die Geld auswerfen.

Er kennt keine Ironie, keine Kunst, keine Mode und keine Magazine.Aufgewachsen im nordkoreanischen Waisenhaus „Frohe Zukunft“, ist er ein winziges Rädchen im großen Getriebe der absurd-grausamen Herrschaft des „Geliebten Führers“ Kim Jong Il. Ein falsches Wort kann jeden sofort ins Lager bringen. (Soweit könnte Johnsons Roman als Tatsachenbericht durchgehen: Eine Reportage aus dem Land, in dem Frauen die Freiheit haben, aus 18 Frisuren zu wählen.)

Doch mit der Zeit beginnt Jun Do an etwas zu glauben, das stärker ist als Staatstreue: Freundschaft und Liebe. Als er die Schauspielerin Sun Moon trifft, lernt er das Vertrauen zu einem anderen Menschen kennen. Nur dafür lohnt es sich zu überleben.

„Ehrlich gesagt hatte ich das Gefühl, Nordkoreas tatsächliche Schwärze noch etwas verharmlosen zu müssen“, sagt Johnson über seinen Roman. „In einer Welt, in der man nicht einfach seine Meinung sagen darf und Spontanität als gefährlich gilt, war es besonders wichtig, auch mal Momente der Vertrautheit zu finden, Humor, Überraschung.“

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