Provokation als Stilmittel: Nobuyoshi Araki in Wien
Der 1940 geborene Nobuyoshi Araki zählt zu den wichtigsten und produktivsten zeitgenössischen Fotografen Japans. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht seine Heimat, Tokio. Dabei interessiert er sich nicht für die Metropole in ihrer Gesamtheit, sondern nur für Orte, mit denen er vertraut sei, wie er im Interview sagt.
„Ich fotografiere nicht irgendwo, sondern ausschließlich in Shinjuku oder in der Nachbarschaft, die ich gut kenne. Fotografie ist gleichbedeutend mit dem, was zu mir in Beziehung steht“, so der 80-Jährige über seine Arbeit, die er als eine Vergegenwärtigung von Frauen, intensiven Momenten und Orten, die er liebe, verstehe. Die Bilder mögen zwar einen lokalen Bezug vorweisen, haben aber eine globale Strahlkraft.
Arakis Arbeiten sorgen seit Jahren weit über Japan hinaus für Aufmerksamkeit, was mitunter mit seinen provokanten Aktfotos zu tun hat. Für seine erotisch-pornografischen Aufnahmen und Bildern von gefesselten Frauen (Bondage!) wurde er hierzulande oft als Schmuddel-Fotograf geschmäht, obwohl er damit nur an die jahrhundertealte japanische Tradition der „Shunga“ anknüpfte.
Sechs Jahrzehnte
Dieses Image wurde aber längst korrigiert, was man in der heute, Mittwoch, startenden Doppelausstellung im West- und Ostlicht überprüfen kann. Zu sehen sind in der anlässlich des 80. Geburtstags des Künstlers kuratierten Schau u. a. Fotografien aus Arakis neuester, 2020 entstandener Serie „Paradise“. Dabei werden die großformatigen Stillleben, in denen Araki Motive vergangener Schaffensperioden aufgreift, in den Kontext seiner Publikationen und Arbeiten aus sechs Jahrzehnten gestellt.
Um dem unermüdlichen Schaffensdrang Arakis Rechnung zu tragen, ist „Arakiss“ als häuserübergreifende Doppelausstellung konzipiert: Parallel zum Teil 1 im Westlicht (Westbahnstraße 40) eröffnet zeitgleich die Galerie Ostlicht (Absberggasse 27) einen weiteren Einblick in Arakis Kosmos – noch bis 1. August.
Eine Woche später (ab 26. Mai) rückt die Albertina Modern (Karlsplatz 5) Arakis einflussreiche Serie „Sentimental Journey“ in den Mittelpunkt. In dem langjährigen Projekt (1971–2017) hat der Japaner mittels schnappschussartiger und unverblümter Fotos das eigene und gemeinsame Leben mit seiner Frau Yoko thematisiert. Vergleichbar mit einem Tagebuch, zeigen die Bilder das Zusammenleben des Paares und den frühen Tod Yokos. Diese Ausstellung ist bis 29. August zu sehen.
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