Prisoners: "Will das jemand sehen?"

Prisoners: "Will das jemand sehen?"
Denis Villeneuve drehte mit Hugh Jackman den hervorragenden Thriller "Prisoners". Der Regisseur im Interview.

Endlich wieder Kino für Erwachsene. Kein Hollywood-Blockbuster mit Superhelden, sondern ein Thriller, der den Zusehern etwas zumutet. Im besten Sinn. „Prisoners“ (Kinostart: Freitag) von dem Franko-Kanadier und Oscar-Nominee Denis Villeneuve („Die Frau die singt“) erinnert an Hochblüten des Erzählkinos wie David Finchers „Seven“ oder Clint Eastwoods „Mystic River “.

In „Prisoners“ werden zwei kleine Mädchen entführt. Ein Polizist – Jake Gyllenhaal – ermittelt, ein Vater – Hugh Jackman – dreht durch. Aber lassen Sie sich von der tristen Thematik nicht abhalten: „Prisoners“ funktioniert dank grandioser Schauspieler und superber Bilder als Unterhaltung auf höchstem Niveau.

KURIER: Wir kennen Hugh Jackman in erster Linie als Superheld im Popcorn-Kino. Bei Ihnen spielt er eine dramatisch-realistische Rolle. Wussten Sie gleich, dass er der Richtige ist?

Denis Villeneuve: Oh ja. Ich sah ihn in Filmen wie Nolans „Die Meister der Magie“ oder in New York im Theater, wo er tolle Leistungen erbrachte. Ich wusste, bei ihm gibt es noch viel mehr als Wolverine (lacht). Im übrigen sollte man die Schwierigkeit nicht unterschätzen, Menschen davon zu überzeugen, dass man ein Superheld ist. Hugh Jackman ist ein großer Schauspieler, und es war ein Privileg, mit ihm zu arbeiten.

Eindrücke aus dem Film

Prisoners: "Will das jemand sehen?"

Film: Prisoners, von Denis Villeneuve…
Prisoners: "Will das jemand sehen?"

Prisoners…
Prisoners: "Will das jemand sehen?"

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Prisoners: "Will das jemand sehen?"

Prisoners…
Prisoners: "Will das jemand sehen?"

Prisoners…
Prisoners: "Will das jemand sehen?"

Prisoners…
Prisoners: "Will das jemand sehen?"

Film: Prisoners…

Wissen Sie, wie er sich auf die Rolle eines Vaters vorbereitet hat, dessen Kind entführt wird?

Er hat unglaublich viel recherchiert. Er wollte genau wissen, wie es Eltern geht, die eine Kindesentführung erlebten und was sie dabei für Gefühlszustände von Angst und Horror erfahren haben.

Ist es schwierig, Hollywood-Schauspieler zu so einem düsteren Film zu überreden?

Manche Leute waren anfangs eher abgeschreckt, obwohl sie das Drehbuch toll fanden. Aber das Blatt wendete sich, sobald Hugh Jackman an Bord war. Seine Star-Power stärkte das Selbstbewusstsein der anderen, dann war das Casting einfach.

„Prisoners“ lief in den USA sehr erfolgreich an. Waren Sie in Sorge, dass das Thema Kindesentführung Zuschauer abschrecken würde?

Das war meine größte Sorge. Ich dachte: „Mein Gott, da habe ich dieses starke Drehbuch und kann daraus vielleicht einen tollen Film machen. Aber wird ihn jemand sehen wollen?“ Und ich wusste, der Schlüssel zum Erfolg liegt bei den Schauspielern. Es ging mir nicht um Stars, sondern um Schauspielerleistungen – nur so konnte ich das Niveau, das ich haben wollte, erreichen.

Der Vater des entführten Kindes wird sehr gewalttätig, weil er glaubt, so seine Tochter zu finden. Die Frage, ob man foltern darf, um eventuell Leben zu retten, ist immer wieder Polit-Thema. Wie stehen Sie dazu?

Prisoners: "Will das jemand sehen?"
Regisseur Denis Villeneuve (links)/Prisoners
Ich wollte, dass die Zuschauer die Taten von Hugh Jackman nachvollziehen können, aber nicht, dass sie sie gutheißen. Das Schöne am Kino oder an der Kunst ist ja, dass sie schwierige Fragen stellen kann. Ich glaube, dass Menschen, die persönlich in einen Konflikt verwickelt sind, niemals selbst für Gerechtigkeit sorgen können. Und persönlich bin ich völlig gegen Folter und halte sie auch für uneffektiv.

Sie arbeiteten mit dem berühmten Kameramann Roger Deakin („Skyfall“) zusammen. Was wollten Sie für einen Look?

Wir nahmen das Wetter als Ausgangspunkt. Dieses klaustrophobische Novemberwetter, wo die Spannung darin besteht, dass man nie weiß, ob es gleich regnet oder schneit, war uns ganz wichtig. Und Roger wollte, dass die Nacht lyrisch aussieht. Man darf ja nicht vergessen: Ich drehte einen depressiven, gewalttätigen Film in einer depressiven, hässlichen Landschaft bei depressivem Wetter – da sollte wenigstens die Dunkelheit eine Welt von seltsamer Schönheit sein. (lacht)

Alle Ihre Personen haben (buchstäblich) eine Leiche im Keller. Für jemand, der aus Österreich kommt, ist das sehr auffallend, denn hierzulande ist der Keller ein notorischer Tatort.

Das freut mich sehr, dass Ihnen das aufgefallen ist, denn die Keller waren mir unglaublich wichtig. Die innere Welt der Personen, ihre Ängste und ihre innere Welt offenbart sich in den Untergeschoßen. Die Keller sind praktisch der Zugang zum Unbewussten der Figuren.

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