Denn die Schwächen dieses Liebe-Blut-Boden-Alpendramas lassen sich schwer kaschieren. Allein die mehrfach verfilmte Vorlage von Wilhelmine von Hillern („Die Geier-Wally“) ist an Banalität kaum zu überbieten. Catalani hat (Libretto: Luigi Illica) auch nur einen wirklichen Hit (die Arie „Ebben? Ne andrò lontana“) komponiert. Ein echtes One-Hit-Wonder, das berühmte Sopranistinnen wie Maria Callas oder Renata Tebaldi in ihren Arien-Programmen sehr gerne aufgenommen haben.
Ansonsten jedoch ist diese in den Tiroler Bergwelten angesiedelte Geschichte eher ein billiger Dreigroschenroman. Da geht es um den alten, sturen und bösen Stromminger (physisch sehr präsent: Opernlegende Alastair Miles), der seine Tochter Wally mit dem sie liebenden, depressiven Gellner (sehr solide: Bariton Jacques Imbrailo) verheiraten will. Wally aber liebt einen gewissen Hagenbach (mit forcierten Höhen, aber mit Ausdruck: Tenor Leonardo Capalbo). Es gibt viele Irrungen (Mordanschläge inklusive), bis Wally und Hagenbach ihre Liebe erkennen. Nur dumm, dass eine Lawine Hagenbach in den Tod reißt, Wally stürzt sich hinterher. Na ja.
Regisseurin Barbora Horáková Joly verzichtet zwar auf einen szenischen Lawinenabgang, stellt sonst auch mithilfe diverser Videos und einem Stahlgerüst (Ausstattung Eva-Maria van Acker, Video: Tabea Rothfuchs) ein kaltes Alpenpanorama auf die Bühne. Das funktioniert ganz gut, zumal Izabela Matula eine starke, burschikose Wally ist, Sofia Vinnik, Ilona Revolskaya, Zoltán Nagy sowie der Arnold Schoenberg Chor tadellos assistieren. Ein rustikales (Kitsch-)Tirol mit Maibaum, Trachten und Kirchengängen ist die Folge.
Passend dazu lässt es Dirigent Andrés Orozco-Estrada am Pult der sehr animierten Wiener Symphoniker oft so richtig krachen. Ein musikalischer Sieg der Lederhose über fein ziselierte Passagen. Das passt dann irgendwie.
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