Premiere in Cannes: Sebastian Meise begeistert mit "Großer Freiheit“
Mit enthusiastischem Applaus wurde Sebastian Meises eindringliches Gefängnisdrama „Große Freiheit“ bei seiner Premiere in Cannes aufgenommen.
Der zweite Langspielfilm des 1976 in Kitzbühel geborenen Regisseurs, der bereits mit seinem Debütfilm „Stillleben“ reüssierte, lief in der renommierten Sektion „Un Certain Regard“. Meise war mit seinen exzellenten Hauptdarstellern Franz Rogowski, Georg Friedrich und Thomas Prenn nach Cannes gereist und konnte sein Publikum persönlich begrüßen.
„Große Freiheit“ rollt ein düsteres Kapitel deutscher Sozialgeschichte auf und beginnt im Jahr 1968, das eigentlich im Zeichen der sexuellen Revolution steht. Allerdings nicht für (deutsche) Schwule. Für sie gilt immer noch der berüchtigte §175, der homosexuelle Aktivitäten mit bis zu zehn Jahren Zuchthaus bestraft.
Auch Hans Hoffmann – hingebungsvoll gespielt von Franz Rogowski – gehört zu den Opfern dieser gesetzlichen Schikane. Wiederholt landet er im Gefängnis, wo er sich mit seinem Zellennachbarn Viktor – dem unverkennbaren Georg Friedrich – anfreundet.
Meise erzählt die Liebessuche hinter Gittern in Rückblenden über mehrere Jahrzehnte hinweg als beklemmende Kontinuität: Für Hoffmann bedeutet die Ankunft der Alliierten nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht die Befreiung: Er wandert direkt aus dem Konzentrationslager, wo er wegen Homosexualität inhaftiert war, weiter ins Gefängnis.
Erst die KZ-Nummer auf seinem Unterarm stimmt den feindseligen Viktor freundlich: Er bietet an, ihm ein „Peckerl“ zu stechen. Meise erzählt in unaufgeregten, klaren Bildern, in denen Rogowski und Friedrich als kongeniales Paar nuancierter Schauspielkunst verhaltene Gefühle zur Explosion bringen.
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