Seit vielen Jahren betreiben sie eine winzige Bühne, den „Original Wiener Praterkasperl“. Und nun haben sie zum zweiten Mal (nach 2019) ein Stück für Erwachsene herausgebracht. Da geht es etwas frivoler zu (Kasperl und Gretl küssen sich!), aber vor allem – unter dem Titel „Der Volkskasperl“ – politischer.
Steinaltes Publikum
Als Vorlage dient ein bisschen Goethes „Faust“, es gibt daher ein „Vorspiel auf dem Theater“. Die beiden Spieler machen sich auch über sich lustig: Ein „Saftladen“ sei das hier, echauffiert sich der Herr Direktor, ein Rabe. Auch deshalb, weil sich das nicht subventionierte Theater keine adäquate Stimme zur Kickl-Handpuppe leisten kann.
Der Direktor ist – zusammen mit dem Faktotum Sigismund – zudem entsetzt über das „so alte“ Publikum. Dem muss man erst einmal erklären, was ein Kasperltheater ist: ein interaktives Erlebnis. Es tut sich trotzdem schwer, auf die Frage „Wollt Ihr den totalen Kasperl?“ lauthals mit einem „Nein“ zu antworten. Und die kecke Gretl muss schon einfordern, sie zu warnen, wenn ein Körperteil aus ihrem Versteck lugt. Kind sein: Das ist nicht so einfach.
Aber man staunt, welche Volten Ettl (Text, Musik) und Veit (Ausstattung) schlagen. Von der Kasperl-Wohnung, in die sich kurz Sebastian Kurz und länger Alexander Van der Bellen verirren, geht es in die Studierstube namens Schweizerhaus: Dort schwingt ein Tor große Reden – und überlässt Mephisto seine Seele, wenn er denn ein mächtiger Mann wird. Das Gretchen interessiert ihn – eigentlich naheliegend – nicht. Aber sein Wagner ist Polizist. Und den ernennt er zum Supersystemschützer (abgekürzt: SSS).
Doch dann will der Tod den Volkskasperl in spe holen. Mephisto jedoch pocht auf ältere Rechte – und so verlagert sich das Geschehen in die Hölle: Mit Trump und Putin bildet der Tor ein teuflisches Triumvirat. Die drei Krokodile kriegen von der emanzipierten Gretl mit der Pritsche eine übergezogen, der Kasperl hat schon wieder alles verpasst.
Die Umbauphasen verkürzt Ettl, KURIER-Nachtredakteur in Pension, mit Coverversionen von „I Will Survive“ und „Sympathy For The Devil“. Zum Schuss geht alles in Feuer auf: „What A Wonderful World“. Zumindest bis Oktober unverändert auf dem Spielplan.
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