Postkoloniale Denkmäler made in Nordkorea

Postkoloniale Denkmäler made in Nordkorea
Die weltgrößte Kunstfabrik in Pjöngjang exportiert ihre Ästhetik gern nach Afrika, wie ein neues Buch dokumentiert

Sie zelebrieren die Unabhängigkeit Namibias, die Gefallenen der Freiheitskämpfe in Zimbabwe, die Solidarität der afrikanischen Völker untereinander – und auch Führerfiguren wie Laurent Kabila, den 2001 ermordeten Präsidenten der Republik Kongo: In den einstigen Kolonialstaaten Afrikas haben sich zahlreiche Monumente und Gedenkstätten in das Stadtbild eingeschrieben.

Weniger bekannt ist, dass viele dieser Monumente in den Mansudae-Studios angefertigt wurden, einer regelrechten Kunstfabrik im nordkoreanischen Pjöngjang, die mehr als 1000 Personen in mehreren Abteilungen beschäftigt. Neben Propagandamaterial für den (ausgeprägten) Eigenbedarf des Kim-Regimes werden hier seit 1974 auch Monumente für den Export hergestellt – eine Einnahmequelle für das international geächtete asiatische Land. Das 2010 fertig gestellte, 49 Meter hohe „African Renaissance Monument“ in Dakar, die größte Statue am afrikanischen Kontinent, brachte demnach etwa 27 Millionen US-Dollar ein.

 

Postkoloniale Denkmäler made in Nordkorea

Seit 2013 verfolgt der (süd)koreanische Fotograf Che Onejoon die Spuren dieses „Kulturaustauschprogramms“. Die faszinierenden Dokumente dieses noch nicht abgeschlossenen Projekts liegen nun in Buchform vor. Flankiert werden die eindringlichen Bilder von Essays über die Geschichte nordkoreanisch-afrikanischer Beziehungen und den Widerstand, der sich von afrikanischer Seite gegen die importierte Propaganda-Ästhetik regt.

Che Onejoon: International Friendship. The Gifts from Africa. Kehrer Verlag, 192 Seiten, 41,10 Euro.

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