Philharmonische Pracht: „Missa Solemnis“ im Musikverein

Von Susanne Zobl
Keines seiner Werke erachtete Ludwig van Beethoven größer als die „Missa Solemnis“. Deshalb soll er auch nicht rechtzeitig zur Krönung von Erzherzog Rudolph als Erzbischof von Olmütz fertig geworden sein. Denn er arbeitete jeden Takt genau aus.
Letzteres ließe sich auch von der Aufführung dieser Messe in D-Dur, op. 123 durch die Wiener Philharmoniker mit Adam Fischer am Pult berichten. Mit Verve führt der gebürtige Ungar durch die Partitur. „Von Herzen - Möge es wieder - zu Herzen gehen“ schrieb Beethoven unter das Kyrie. Fischers passioniertes Dirigat mutete an, als würde er das als eine Art Leitspruch für die gesamte Aufführung nehmen. Extrem schwere Akzente setzte er beim orchestralen Vorspiel. Wie mit deutlich aufgetragenen Regenbogenfarben brachte er den Klang des Orchesters in aller Pracht und Opulenz zur Entfaltung. Viele Passagen klangen zuweilen gigantisch laut, entbehrten aber nicht den Tiefgang, den dieses Werk braucht. Die Philharmoniker setzten auf Präzision.
Ausdrucksstark
Am Konzertmeisterpult ließ Yamen Saadi beim Solo im Benedictus aufhorchen. Mit konsequenten Strichen, ausdrucksstarker Melodieführung, Eindringlichkeit und Schönklang. Der Singverein (ausgezeichnet einstudiert von Johannes Prinz) lässt sich von Fischers Passion mitreißen.
Die reinste Ohrenfreude das Solisten-Ensembles: Julia Kleiter mit ihrem expressiven Sopran, Catriona Morison mit ihrem goldenen Mezzosopran, Maximilian Schmitt ist mit seiner schön timbrierten, flexiblen Tenorstimme eine optimale Besetzung, Florian Boesch besticht mit seinem sonoren Bariton. Herzlicher Jubel für alle Beteiligten.
KURIER-Wertimg: ★★★★✪
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