Ein Lob der Vielfalt
Cecilia Bartoli kann sich freuen: Ein enthusiastisches Publikum und beinahe allzeit volle Häuser – eine höchst erfolgreiche Bilanz der Pfingstfestspiele in Salzburg im zweiten Jahr ihrer künstlerischen Leitung. Ihr Vertrag wurde nun bis 2016 verlängert. Am Pfingstmontag ging die Spurensuche nach den „Opfern“, so das diesjährige Motto, zu Ende.
Mahnmal des Leidens
Ein Bekenntnis zu Humanität und geistiger Freiheit ist Dmitri Schostakowitsch 13. Symphonie. Sie erinnert an die Ermordung zehntausender Juden 1941 in Babi Jar – so auch der Beiname des Werks – nahe Kiew. Deren Schicksal als „politische Opfer“, so die Devise der Matinee, beschäftigte ihn Zeit seines Lebens. Mit erschreckender Direktheit, teils tänzerisch grotesk, teils elegisch klagend wurde dieses Mahnmal des Leidens in der

Viel an schwebender, reicher Atmosphäre erzeugte auch zuvor das Violinkonzert „Offertorium“ aus 1986 von Sofia Gubaidulina, besonders durch den erstklassigen Solisten Vadim Repin.
Selbst ein heftiges, kurzes Hagelgewitter konnte nicht die wunderbar reinen Töne des Hagen-Quartetts in der herrlichen, barocken Stiftskirche St. Peter am Nachmittag wirklich beeinträchtigen. Denn das Salzburger Spitzenquartett wusste das erhabene Werk „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ von Joseph Haydn mit tiefer Feierlichkeit, aber auch strahlend zu musizieren. Alfred Brendel erzählte dazwischen sehr informativ über Haydn und dieses „religiöse Opfer“.
Finale
Zum Finale am Abend erklang dann als „Versöhnungsopfer“ „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms im Großen Festspielhaus. Cecilia Bartoli übernahm selbst den kurzen Sopranpart. Sie sang ihn mit betörend schönen Tönen, aber ziemlich schwer verständlich. René Pape ließ seinen edlen Bassbariton exemplarisch wortdeutlich erklingen. Ein Ereignis: Der Wiener Singverein (Einstudierung: Johannes Prinz) mit feinsten Piani, aber auch kraftvoll und immer ausgewogen.
Zu Beginn schlug Daniel Barenboim bei dem aus israelischen und arabischen jüngeren Musikern bestehenden West-Eastern Divan Orchestra sehr behäbige Tempi an. Aber dann wusste der durch ein Rückenleiden gehandicapte Maestro doch Spielfreude und Farbenreichtum zu erzeugen, modellierte subtile Phrasen ebenso wie packende Steigerungen gekonnt heraus. Der tiefe Ernst, gepaart mit Poesie, die erschütternd und besänftigend wirkte, mündete direkt in die stehenden Ovationen des Publikums.
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