Lund: "Ich hab’s nicht so mit Dogmen"

Frau Luna
Peter Lund inszeniert Paul Linckes Operette „Frau Luna“, am Samstag (8. 6.) ist Premiere

Munter geht die Welt zugrunde. Das allein ist schon dem programmierten Clash der Kulturen geschuldet. Denn in Paul Linckes „Frau Luna“ prallen Preußen auf Österreicher, trifft die Berliner Hektik auf die Wiener Gemütlichkeit. So will es Regisseur Peter Lund, der im Haus am Gürtel Linckes bunte Revue-Operette in Szene setzt und selbst die Spielfassung erstellt hat.

Spiel mit Klischees

„Im Original geht es darum, dass drei Berliner auf den Mond reisen und feststellen müssen, dass es da trotz aller Unterschiede auch nicht so viel besser ist. Ich möchte in meiner Fassung ein bisschen mit den Wiener und Berliner Klischees spielen. Aber das ganz, ganz liebevoll“, so Lund, der an der Volksoper bereits Neufassungen für Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ und Abrahams „Blume von Hawaii“ erstellt hat.

Diesmal war es umgekehrt“, erklärt der einstige Leiter der Neuköllner Oper Berlin. „Die Volksoper wollte mich als Regisseur haben. Ich habe gern zugesagt. Nur kamen wir bald drauf, dass man Linckes Revue-Operette doch ein bisschen bearbeiten sollte. Lincke selbst hat zu seinen Lebzeiten an diesem Stück immer wieder herumgedoktert. So gab es nach der Uraufführung 1899 eine Fassung aus 1922, und Lincke hat oft Hits aus anderen Werken eingefügt. Dieser Tradition sind wir gefolgt.“

Kein Zertrümmerer

Lund: "Ich hab’s nicht so mit Dogmen"
Volksoper
Was aber fasziniert Lund, der mit eigenen Stücken wie „Babytalk“, „Cinderella passt was nicht“ oder „Hexe Hilary geht in die Oper“ zeitgenössische Klassiker geschaffen hat, so an der Operette? „Ich wurde durch die Operette als Kind in Flensburg sozialisiert. Die haben Operette so ernst genommen. Das hat mir sehr imponiert.“ Und mit noch einem Vorurteil räumt Lund auf. „Wenn ein Deutscher Operette macht, schwingt immer so der Geruch eines Stücke-Zertrümmerers mit. Das bin ich nicht, und so etwas unterstütze ich nicht.“

Nachsatz: „Was aber natürlich nicht bedeutet, dass Spaß, Ironie und eine dezente Beschreibung gegenwärtiger Zustände verboten wäre. Aber man muss das nicht mit dem Holzhammer, sondern mit Respekt und Humor machen. Die Leute sollen auch was zu lachen haben.“

Nach „Frau Luna“ widmet sich Lund u. a. der Oper. „Ich darf in Deutschland einen ,Figaro‘ machen. Das ist toll.“ Und Mozarts „Zauberflöte“ würde Lund auch gern einmal inszenieren. „Überhaupt alles von Mozart, alles, was mit Menschen und ihren Gefühlen zu tun hat.“

Schließt das Richard Wagner aus? „Definitiv. Wagner ist nämlich überlebensgroß und stellt Dogmen auf. Dieses ewige ,Du musst von meiner Musik überwältigt sein und darfst keine Götter neben mit haben‘, mag ich nicht. Ich hab’s nicht so mit irgendwelchen Dogmen.“

Insofern passt es, dass sich Lund bald mit Hofmannsthals „Jedermann“ beschäftigt. Dieses Stück wird dank Lund und dem Musiker Wolfgang Böhmer zu einer Rockoper. Premiere ist im Juli 2014 in Erfurt. Denn, so Lund: „Das Sterben ist doch immer ziemlich aktuell.“

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