Peter Beard: Ein Leben zwischen den Welten
Das Traurigste zu Beginn: Der seit Tagen vermisste Star-Fotograf Peter Beard wurde leblos aufgefunden. Beards Leiche wurde in einem dicht bewaldeten Gebiet in East Hampton (New York) entdeckt. Es gab keine Anzeichen eines Verbrechens, die Polizei schließt Fremdeinwirkung aus.
Peter Beard hat sein gesamtes Leben zu einem Kunstwerk gemacht. Aus dem jungen Mann, der seine Tagebücher illustrierte, wurde ein ernsthafter Künstler, der mit seinen bildgewaltigen und detailreichen Collagen in der internationalen Szene eine zentrale Position eroberte: Der US-Amerikaner, der an einer Demenz-Erkrankung litt, kollaborierte mit Francis Bacon und Salvador Dalí, gestaltete Tagebücher mit Andy Warhol und ging mit Truman Capote, Terry Southern und den Rolling Stones auf Tour – sie alle werden in seinem Werk auf die ein oder andere Weise zum Leben erweckt. Aber Beard war auch in anderen Bereichen, in anderen Welten unterwegs - vor allem in Afrika.
In den frühen 1960er-Jahren fuhr Beard nach Kenia und lernte dort die Autorin Isak Dinesen (Tania Blixen) kennen und schätzen. Er erwarb ein Stück Land neben dem ihrem unter der Bedingung, dass er dessen Flora und Fauna dokumentiert. Beard erlebte die Bevölkerungsexplosion in Kenia mit, das Ende der Ressourcen und die Bedrohung vieler Tierarten (darunter die Elefanten von Tsavo, die zu zehntausenden inmitten einer ausgelaugten Landschaft starben) und hielt diese Erfahrungen in seinen Tagebüchern, Fotografien und Collagen fest. Diese Collagen "sind wie ein Puzzle, in die ich all die Gegenstände hineinpacke, in denen sich Erinnerungen verbergen", sagte Beard.
Mit seinen einzigartigen, manchmal schockierenden Werken wie "The End of the Game" arbeitete er gegen den Zeitgeist: Er zeigte die verendeten Körper, wie sie waren, und beschrieb seine Eindrücke sorgfältig auf der Schreibmaschine sowie mit der Hand. Als Dokumentar und Aktivist fing Beard die Misere eines Kontinents ein, der den Kampf gegen die Industrialisierung bis auf Weiteres verloren hat. „Die Wildnis ist verschwunden und damit viel mehr als wir würdigen oder vorhersagen können“, hat der Künstler einmal gesagt. „Wir werden dafür büßen.“
Seine Fotografien benutzte Beard dabei als Leinwand – Kontaktabzüge, Zeitungsschnipsel, Postkarten und andere gesammelte Objekte ordnete er neben- und übereinander an und schmückte sie mit seiner akkuraten Handschrift, Zeichnungen und Tierblut aus.
Neu aufgelegt
2006 veröffentlichte der Taschen Verlag die limitierte Ausgabe dieses Buchs, das Beards Œuvre in all seinen Facetten widerspiegelt. Die vom Künstler signierte zweibändige Collector’s Edition war sofort vergriffen und ist heute ein begehrtes Sammlerstück. In den folgenden zehn Jahren wurde die Monografie in zwei kleineren Versionen wiederaufgelegt – aber manchmal ist größer eben doch besser: Für alle, die damals leer ausgingen, ist nun diese großformatige einbändige Ausgabe erhältlich. Sie ist knapp 800 Seiten stark und fünf Kilo schwer und ermöglicht einem einen umfassenden Einblick ins außergewöhnliche Leben und Werk von Peter Beard.
Zum Buch: "Peter Beard", Peter Beard, Nejma Beard, Hardcover, 770 Seiten, € 100, Taschen Verlag
Zur Person: Peter Beard wurde 1938 in New York geboren und begann schon als junger Mann, Tagebuch zu schreiben und zu fotografieren. Nach seinem Abschluss in Yale entwickelte er ein großes Interesse für Afrika. In den 1960er- und 1970er-Jahren arbeitete Beard im Tsavo-Nationalpark, im Aberdare-Gebirge und am Rudolfsee in Kenia. Als kreativer Chronist fotografiert, schreibt und malt Beard – die daraus entstehenden Collagen spiegeln seine persönlichen Erfahrungen wie auch den Wandel unserer Zeit wider. Peter Beard lebte bis zuletzt mit seiner Frau Nejma und seiner Tochter Zara in New York City, Long Island und Kenia.
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