Pereiras Festspiel-Bilanz: "Ich bin auch ein Selbstmörder"

Pereiras Festspiel-Bilanz: "Ich bin auch ein Selbstmörder"
Alexander Pereira zog naturgemäß eine positive Bilanz über seine drei Jahre als Intendant.

Kommenden Sonntag enden die Salzburger Festspiele; bereits am Montag tritt Alexander Pereira seinen neuen Job als Chef der Mailänder Scala an. Davor heißt es nach nur drei Jahren Abschied nehmen von der Salzach. Mit einer Bilanz, "mit der ich leben kann", so Pereira.

Die Zahlen: 271.000 Besucher konnten die Salzburger Festspiele 2014 (exklusive Festspielball) begrüßen. Die Auslastung beträgt 93 Prozent, die Eigenwirtschaftlichkeit beläuft sich auf 79 Prozent. Die vorab budgetierten Karteneinnahmen wurden um 2,2 Millionen Euro übertroffen. Ob man am Ende des Jahres ausgeglichen bilanzieren könne, wisse man im November. Aber: "Wir sind guten Mutes", so Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler bei Pereiras Abschiedspressekonferenz.

Bartoli bleibt

Und ja, diese Pressekonferenz wurde zu Pereiras großer Show. Worauf er stolz sei? Auf die von ihm nach Salzburg geholte Cecilia Bartoli, die die Pfingstfestspiele zu einem Erfolg gemacht habe. Bartoli wird bleiben. Unter der Interimsleitung von Rabl-Stadler und Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf, aber auch unter dem zukünftigen Intendanten (ab 2017) Markus Hinterhäuser. Pereira: "Ich bin glücklich, dass Cecilia den Festspielen auch in Zukunft erhalten bleibt."

Auch, dass die von Pereira eingeführte, nicht unumstrittene "Ouverture spirituelle" weitergeht, sei ein Beispiel dafür, dass "die Friedensbotschaft der Festspiele in die Welt getragen wird", so der scheidende Intendant. Auch "das Vorantreiben des Neuen, ohne jede avantgardistische Selbstbefriedigung" sei ein Erfolg, betonte Pereira. Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts werden in Person von György Kurtag und Thomas Adés weiterhin präsent sein. Pereira reklamiert dieses Verdienst für sich.

Aber: "Ich bin auch ein Selbstmörder. Ich sehe es als große Verpflichtung an, große Oper im Großen Festspielhaus auch groß zu machen. Im Fall des ,Rosenkavalier’ ist das gut gegangen. Aber wehe, wenn nicht." In Mailand startet Pereira übrigens mit einer neuen "Aida".

Zu den "oberg’scheiten Kritikern": "Der ,Don Giovanni’ hatte heuer eine Auslastung von 99 Prozent, das Publikum hat also Ja gesagt." Schuberts "Fierrabras" komme auf 96 Prozent. Beide Produktionen waren eher durchwachsen rezensiert worden.

Blaue Augen

Zur auch von Pereira miterkämpften Subventionserhöhung von 2,5 Millionen Euro für die Festspiele: "Früher hat man den Überbringer einer schlechten Nachricht geköpft. Ich habe mir dafür gern den Kopf anschlagen lassen und blaue Augen geholt." Was das Lukrieren von Sponsoren betrifft, räumte Pereira ein, im letzten Jahr "eine lame duck", also "eine lahme Ente" gewesen zu sein. Pereira: "Es ist mir dennoch gelungen, Geld für die Festspiele für 2015 aufzutreiben, obwohl ich da gar nicht mehr da bin. Ich wäre in Sachen Sponsoring ein ganz Anderer gewesen, hätte ich noch viele Jahre planen können."

Auf etwaige neue Sponsoren hofft auch Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf nach der Einstellung des "Young Directors Project". "Vielleicht kann ich das 2016 unter anderem Namen wieder aufnehmen." Und Pereira? "Ich hatte einen wunderschönen Sommer und gehe noch mehr motiviert nach Mailand."

. . .Wiener Philharmoniker „Sie sind wieder das absolute Zentrum der Festspiele. Ich bin glücklich und stolz auf dieses größte Orchester meiner Heimat.“

Oper für Kinder „Die Festspiele sollen auch ein Stück Familienurlaub sein. Über die Kinder kriegt man die Eltern.“

Kritiker „Der Einfluss der Kritiker auf den Besucherzuspruch ist gleich Null.“

Festspielball, wird abgeschafft „Die Bälle waren ein finanzieller Erfolg. Der diesjährige dritte und letzte wird mein Abschiedsfest.“

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