Goldschlag wurde im nationalsozialistischen Berlin zur Zwangsarbeit gezwungen und konnte nur knapp einer Deportation entgehen. Sie tauchte als Passfälscherin unter, wurde aber von der Gestapo gefasst und gefoltert. Um ihre Eltern zu retten, verriet sie andere Juden.
Was zuerst aus der Not heraus geschieht, entwickelt sich zunehmend zur Berufung. Wie der Film vorführt, findet Goldschlag an der Zusammenarbeit mit der Gestapo Gefallen, entwickelt als „Greiferin“ ungeahnte Fähigkeiten und liefert Hunderte Menschen aus. Sie war Opfer und Täterin zugleich.
„Bei fiktiven Figuren ist es generell nicht so schwer, jemanden zu spielen, den man nicht mag“, sagt die 28-jährige Schauspielerin Paula Beer im KURIER-Gespräch über ihre schwierige Rolle: „Auch wenn es sich um krasse Situationen handelt, bietet der Rahmen der Fiktion einen Schutz. Im Fall von Stella Goldschlag ist es aber nochmal anders, weil wirklich alles tatsächlich passiert ist. In der Vorbereitung kam ich immer wieder an Punkte, wo ich gemerkt habe: Ich brauche jetzt eine Pause, weil es so schlimm ist.“
Andererseits aber böten Rollen wie die der Stella die spannendsten Herausforderungen, gibt Beer zu: „Ich habe mich von der Figur faszinieren lassen. Das ist vielleicht das Verrückte am Schauspielen: Personen wie Stella Goldschlag sind interessant zu spielen, weil sie so wahnsinnig komplex sind.“
Jazzgesang lernen
Während also die „Privatperson Paula es ganz furchtbar findet, was Stella getan hat“, musste sich die Schauspielerin auf die Figur einlassen. Insofern waren es besonders die Gesang- und Tanzszenen, die Beer bei der Annäherung halfen. Sie lernte Jazzgesang, um Stellas glamouröse Bühnenauftritte, die sie vor ihrer Verhaftung absolvierte, wirkungsvoll hinlegen zu können: „Sie war eine leidenschaftliche Sängerin und muss wirklich gut gewesen sein. Dementsprechend hoch war mein Anspruch an mich selbst“, erzählt Beer: „Innerhalb dieser schrecklichen Geschichte waren das meine Highlights, wo mal etwas Leichtes passiert.“
Als junges Mädchen träumte Stella Goldschlag von einer Broadway-Karriere in Amerika, wo sie ein großer Star werden wollte: „Dieses Leben hat man ihr genommen, weil sie Jüdin war“, so Beer: „Sie durfte nicht mehr auf die Straße gehen, sie durfte nicht mehr ausgehen. Aber sie ließ sich das nicht nehmen: Sie ging trotzdem auf die Straße, sie hatte trotzdem ihren Spaß. Dieses Draufgängerische hat auch etwas Bewundernswertes. Aber später war es natürlich verheerend.“
Und an einem bestimmten Punkt sei Stella Goldschlag „gekippt“ und hätte ihre Persönlichkeit verändert. Beers Aufgabe aber sei es gewesen, „Vorurteile beim Spielen ablegen, um dem Publikum zu ermöglichen, emotional mit der Figur mitzugehen. Sobald man sich ein Urteil macht, ist man für bestimmte Dinge nicht mehr offen.“
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