Dieses durchdachte Newsletter-Konzept hat Plut bereits bei seinem ersten, übrigens sehr guten Soloalbum „Lieder vom Tanzen und Sterben“ (2017) verfolgt. Mit dem immer wieder verkündeten Tod des Albums und der prognostizierten Zukunft, die den Singles und Spotify-Playlisten gehören soll, habe diese spezielle Veröffentlichungstaktik aber nichts zu tun, wie er im Gespräch betont.
Im Gegenteil: „Mit Charts und Playlisten hat meine Musik nicht viel am Hut. Ich veröffentliche Song für Song, weil ich den einzelnen Liedern ihren Platz geben will, vor allem den Liedern ,zwischen den Singles’. Man kann sich dass vorstellen, wie einen Blick durch ein Schlüsselloch: Jeder Song lässt ein bisschen konkreter erahnen, was sich hinter der Tür verbirgt. Einen ersten, kurzen Einblick hat der Singer-Songwriter, der auch Teil der Band Viech ist, mit „Schwarze Finger“ bereits zur Verfügung gestellt. Der Song handelt von Brutalität, von Eltern, die „ihre Brut beschützen“, wie er im Newsletter schreibt. Er ist geprägt von einem sich schwer vor sich hinschleppenden Beat und einem von Plut „reingehämmerten“ Klavier.
Textlich verarbeitet der frisch gewordene Papa darin seine eigene Kindheit: „Ich bin bei einer Schlosserei aufgewachsen. Die schwarzen Finger lassen mich an meinen Onkel, den Schlossermeister denken, die Gesellen und Lehrlinge, und wie sie mehrmals am Tag ihre rußigen Hände mit Kernseife schrubbten“, erklärt er.
Die Newsletter sind mit Hintergrundinfos zur Musik, einer Playlist (Songs, die ihn inspiriert haben) und Soundfiles ausgestattet. Man kann sich etwa die Aufnahme des Beats und des Klaviers von „Schwarze Finger“ anhören und sogar downloaden. Diesen Zugang habe er gewählt, weil er es selbst sehr schätzt, wenn andere Künstler „mich hinter den Vorhang blicken lassen“, wie er sagt. „Ich denke an die Field-Recordings von Alan Lomax, die Basement Tapes von Bob Dylan oder die gerade erschienenen Demos von PJ Harvey.“
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