Parov Stelar „zerstört“ Bruckner

Parov Stelar (re.) hält sich auch bei der Klangwolke im Hintergrund.
Mithilfe von Parov Stelar, Harald Serafin und Laser wird heute Anton Bruckner zu neuem Leben erweckt.

Ich habe Brucker zerstört und neu wieder zusammengesetzt.“ So beschreibt Marcus Füreder, besser bekannt unter dem Künstlernamen Parov Stelar, seine Rolle bei der am Samstag, ab 20.00 Uhr im Linzer Donaupark steigenden Klangwolke.

Wobei er gleich klarstellt, nur ein kleiner Teil der Vorführung zu sein: „Das ist kein Parov-Stelar-Konzert. Ich fungiere nur als Komponist.“

Denn heuer haben die Veranstalter die visualisierte Klangwolke Anton Bruckner gewidmet, setzen die von Parov Stelar bearbeitete Musik mit Lichtshow und Feuerwerk in Szene und verbinden sie mit einer theatralischen Aufarbeitung von Bruckners Leben, seinem Kampf mit Depressionen und seiner unglücklichen Liebe zu Josefine Lang.

Harald Serafin schlüpft dabei in die Rolle Bruckners.

Futurismus

Serafin ist der Bindfaden, der die gesprochenen und musikalischen Inhalte zusammenfügt“, erklärt Füreder. Wie Serafin gibt er zu, nie ein großer Bruckner-Fan gewesen zu sein. Trotzdem hat der Pionier des Electro-Swing, der für das Album „The Princess“ Anfang Mai mit drei Amadeus-Awards ausgezeichnet worden war, den Auftrag schon vor einem Jahr mit Freude angenommen: „Als Linzer ist das eine Ehre. Außerdem war ich schon immer ein Fan der Klangwolke, weil die ein Sinnbild für Futurismus und innovative Künstler ist.“

Nicht zuletzt deshalb hatte Füreder keine Scheu im Umgang mit Bruckners Werk.

„Wir hätten es uns leicht machen können und einfach einen Beat unter die Bruckner-Werke legen können“, sagt er. „Aber das wäre diesem Meister nicht gerecht geworden. Um seinem Schaffen mit Respekt zu begegnen, braucht es etwas Neues. Und somit diese Zerstörung, sodass man von null wieder anfangen kann.“

So hat der 40-Jährige für die Klangwolke mit Bruckner gemacht, was er sonst mit alten Jazz-Platten macht: Teile aus den Aufnahmen gesampelt und neu wieder zusammengesetzt.

Herausforderung

Und das wie immer mit Liebe zum Detail: Der Linzer arbeitet für seine Pop-Projekte mit bis zu 600 Einzelteilen, hortet in seinem Studio ein riesiges Archiv von Samples auf Dutzenden von Festplatten: „Ich schneide mir einen Pianoanschlag aus einem Lied heraus. Und den nächsten bekomme ich schon wieder von woanders. Wenn ich da nicht kontinuierlich an einem Projekt arbeiten kann und zwei Tage Pause machen muss, kann ich es eh schon vergessen, weil ich dann keine Ahnung mehr habe, was wo ist.“

Die größte Herausforderung, diesen Prozess auf die Symphonien und Werke von Bruckner anzuwenden, war das Tempo:

„In der Klassik variiert das innerhalb eines Stücks oft sehr stark. In der elektronischen Musik gibt es das nicht. Die geraden, programmierten Computer-Beats mit der durch und durch organischen Klassik zusammenzubringen, ohne dass es sich spießt, das war nicht leicht. Aber ich hab’s geschafft. Und ich glaube, es ist toll geworden.“

Kurz-Biografie

Karriere - Marcus Füreder wurde in Linz geboren. Nach einer Ausbildung für Angewandtes Design veröffentlichte er zuerst unter Plasma und dann auf seinem eigenen Label unter Parov Stelar.

Electro-Swing - Füreder entwickelte diesen Stil, als eine Vinyl-Platte von Billie Holiday hängen blieb: „Das hat einen Loop gemacht, der super geklungen hat. Also hab ich ihn aufgenommen und mit einem Beat unterlegt.“

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