Aufstand der Matrosen mit Michael Nyman

Aufstand der Matrosen mit Michael Nyman
Michael Nyman enttäuschte mit seiner Filmmusik zu Eisensteins Stummfilmklassiker "Panzerkreuzer Potemkin" im Wiener Konzerthaus.

Alle zwanzig Jahre, das wünschte sich der Filmregisseur Sergei Eisenstein, sollte man die Musik zu seinem Stummfilmklassiker "Panzerkreuzer Potemkin" neu komponieren. So bliebe die revolutionäre Botschaft seines Werks von 1925 für jede Generation frisch.

Für die 10er-Jahre des 21. Jahrhunderts hat der britische Star-Komponist Michael Nyman diese Aufgabe übernommen – und 2011 im Auftrag von fünf Institutionen, darunter die Cité de la Musique in Paris und das Holland Festival, die Musik neu geschrieben.

Er habe beim Komponieren seine musikalischen Entscheidungen auch unabhängig von Eisensteins Film getroffen, wird Nyman in einer britischen Tageszeitung zitiert. Und trifft damit den großen Schwachpunkt seiner Arbeit auf den Punkt.

Tatsächlich vermisst man bei seiner nicht ausverkauften Aufführung im Wiener Konzerthaus über weite Strecken einen musikalischen Dialog mit den Bildern. Routiniert marschiert Nyman mit seinem Ensemble – bestehend aus Streichquartett, Saxofon und Blechbläsern – durch die 70-minütige, englische Filmfassung. Ohne Punkt und Pause. Wo Eisenstein Atem holt, Szenen ausklingen lässt, einen neuen Akt beginnt, erzeugt Nymans stampfender Minimalismus unakzentuierte Intensität.

Streckenweise kommt es dabei zu eindringlichen Engführungen mit Eisensteins Tragödie, die von der Revolte hungernder Matrosen im Jahr 1905 erzählt. In der berühmten Szene in Odessa zum Beispiel, wo zaristische Truppen eine Steintreppe hinuntermarschieren und die Bevölkerung abknallen: Nervöse Geigen übernehmen den bedrohlich rhythmischen Schritte der Soldaten, während die Bläser mit dem klagendem Ton der Sterbenden entgegenhalten.

Letztlich aber setzt sich Michael Nyman allzu eigenmächtig über die Bildern hinweg, ohne ihnen Entscheidendes hinzuzufügen.

KURIER-Wertung:

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