Zwei alte Damen, beide geboren in Korea, aber wohnhaft in Japan, essen weißen Reis. Schon beim ersten Bissen bemerkt die eine von ihnen, dass es ein ganz besonderer Reis ist: Er hat den typisch nussigen Geschmack von koreanischem Reis. Er schmeckt nach Heimat.
Ihr Enkelsohn kann dazu nur die Achsel zucken. Er hat keine Ahnung, wie koreanischer Reis schmecken soll. Er wurde, im Unterschied zur Großmutter, bereits in Japan geboren und hat den Bezug zu Korea verloren.
„Pachinko“ ist die Bezeichnung für einen Spielautomaten, der in Japan sehr populär ist und oft in bunten Pachinko-Spielhallen aufgestellt wird.
„Pachinko“ lautet auch der Titel eines dreiteiligen Bestsellers der koreanisch-amerikanischen Autorin Min Jin Lee: Auf Deutsch erschien er unter dem Titel „Ein einfaches Leben“ und wurde nun für Apple TV+ zu einer charismatischen, achtteiligen Serie verfilmt.
Mitreißend, dramatisch und unglaublich berührend, erzählt „Pachinko“ eine koreanische Familiengeschichte über vier Generationen, geprägt von japanischer Kolonialherrschaft, Migration und Rassismus, aber auch von Widerstandskraft und Lebenslust. Anders als im Buch, wo sich die Ereignisse chronologisch entfalten, wechselt die Serie konstant zwischen Zeiten, Schauplätzen und Generationen. Dadurch verwebt sich eine von Verlusten geprägte Vergangenheit zartfühlend mit der jüngeren Gegenwart.
Im Jahr 1915 wird im ländlichen Korea, das sich unter brutaler, japanischer Kolonialherrschaft befindet, ein Mädchen namens Sunja wird. Gleichzeitig versucht ein junger Koreaner in New York von 1989 Karriere zu machen. Er lässt sich nach Japan versetzen, wo er seinen Vater und seine Großmutter besucht. Sein Vater betreibt eine Pachinko-Spielhalle. Und seine Großmutter ist jene Sunja, die 1915 in Korea geboren wurde und unter widrigen Umständen nach Japan auswanderte. Nach und nach enthüllen sich die Schicksale der Familienmitglieder und ergeben ein aufwühlendes, exzellent gespieltes Generationenporträt.
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