OstLicht & Co: Neue Kunstmeile für Wien

OstLicht & Co: Neue Kunstmeile für Wien
Der Zentralbahnhof in Wien ist noch eine Baustelle, die Kunst ist schon angekommen: Ein Rundgang zu den neuesten Projekten.

Endstation. Neben den Bauzäunen zwischen S-Bahn, Gürtel und Schweizergarten riecht es nach Peripherie, nicht nach einem pulsierenden Stadtteil. Doch wie so oft ist es die Kunst, die an solchen Orten als erstes Wurzeln schlägt und in der Folge Dünger für die Stadtentwicklung liefert.

Autofahrer am Gürtel sehen das Kunstpflänzchen in Form eines verkrümmten Segelbootes am Dach des " Hotel Daniel": Es ist ein Objekt von Erwin Wurm, der dafür ein Boot vom Neusiedlersee förmlich zerknetete. Der Eigentümer des hippen Hotels, das im ehemaligen Gebäude einer Pharmafirma neben dem Belvedere-Alpengarten eingezogen ist, erstand das Objekt und kämpfte um Bewilligungen für die Dach-Montage – vorerst für vier Jahre.

Erhellende Streifzüge im 21er Haus

OstLicht & Co: Neue Kunstmeile für Wien

Auf der anderen Seite des Gürtels eröffnete das 21er Haus, die neue Gegenwartskunst-Dependance des Belvedere, vergangene Woche seine bisher überzeugendste Ausstellung. Im verglasten Untergeschoß schuf Hans Schabus, Österreichs Vertreter bei der Venedig-Biennale 2005, dafür ein Labyrinth aus riesigen Baumstämmen.

Was den Raum zunächst mit museumsuntypischem Geruch erfüllt und als ästhetische Brücke zum Park hinter den Glasscheiben funktioniert, entpuppt sich auf den zweiten Blick als ein Geflecht bildhauerischer Anspielungen: Referenzen an Beuys, Wotruba oder Brancusi sind in die Baumstämme eingearbeitet, klassische Museumskunst macht sozusagen einen Waldspaziergang. Davon abgehoben, im ersten Stock des Pavillons, zeigt das Belvedere seine Gegenwarts-Sammlung: Räumlich wie inhaltlich klug arrangiert, lassen sich hier nun endlich erhellende Streifzüge durch österreichische Kunst seit 1945 unternehmen. Die Auswahl und Aufstellung soll ab sofort im Halbjahres-Rhythmus wechseln.

Neues Leben in der Ankerbrotfabrik

Es sind gut 25 Minuten Fußmarsch vom 21er Haus auf die andere Seite der Bahnhofsbaustelle, zur ehemaligen Ankerbrot-Fabrik in der Absberggasse 27. Hier eröffnet am Montag die neue Fotogalerie "Ostlicht" (ab 18 Uhr): Auf 800 Quadratmetern hat Peter Coeln, Chef des Fotomuseums Westlicht in Wien-Neubau, einen tollen Schauraum samt Bar und einer 20.000 Bände starken Foto-Bibliothek eingerichtet.

Die Eröffnungsausstellung widmet sich dem Thema "Nacht", Werke werden auch verkauft (Preise: 660 € bis 12.000€). Seit 2009 schon betreibt Galerist Ernst Hilger nebenan seine "Brotkunsthalle"; am Montag eröffnet auch er eine neue Schau, bei der es u.a. um Sex und Tabus geht. DJ Peter Kruder legt auf. Gut möglich, dass es eine Vernissagen-Party wird, bei der niemand mehr das Wort "Peripherie" in den Mund nimmt.

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