Bis zuletzt spannend: Favoriten und Geheimtipps der Oscar-Gala

In der Nacht von Sonntag auf Montag werden die Academy Awards verliehen, durch die große Gala wird US-Talkmaster Conan O’Brien führen.
Vergangenes Jahr stand der große Gewinner der Oscarpreisverleihung schon fest, bevor der Abend überhaupt begonnen hatte. Der sichere Sieger hieß „Oppenheimer“ von Christopher Nolan. Offen blieb nur die Frage, wie viele von den 13 Nominierungen das Biopic in Gold verwandeln könnte (es waren sieben).
Auch heuer schien es so, als wäre die 97. Preisverleihung der Oscar-Academy ein relativ vorhersehbares Ereignis – sieht man von den Terminverschiebungen ab, die aufgrund der verheerenden Brände in Los Angeles durchgeführt werden mussten.
Alle Zeichen standen auf einen Großgewinn von „Emilia Pérez“, einem französischen Musical von Jacques Audiard, das im Milieu des mexikanischen Drogenkartells spielt und 13 Oscarnominierungen erhielt. Eine davon ging an die Spanierin Karla Sofía Gascón für die Titelrolle – und schrieb Oscargeschichte: Gascón wurde als erste Transfrau in der Kategorie beste Schauspielerin nominiert. Ihr Sieg schien so gut wie gewiss.

Dann jedoch tauchten rassistische Tweets auf, die Gascón in den sozialen Medien veröffentlicht hatte – und das Blatt wendete sich. Die öffentliche Empörung schlug in hohen Wellen über ihr zusammen, Regisseur Audiard distanzierte sich von seiner Hauptdarstellerin. Wie viele Oscars „Emilia Pérez“ noch für sich entscheiden kann, bleibt eine der offenen Fragen des Gala-Abends, aber allzu viele dürften es nicht mehr sein. Karla Sofía Gascón hat ihre historische Chance verpasst; einzig ihre Schauspielkollegin Zoë Saldaña hat noch reale Aussichten auf einen Oscar in der Kategorie beste Nebendarstellerin.
Wechselnde Favoriten
In der Kategorie bester Film wechseln sich die Favoriten ab. Als Frontrunner gilt etwa „Der Brutalist“: Er erzählt von der dramatischen Migrationserfahrung eines jüdischen Architekten und Holocaust-Überlebenden, der in den USA versucht, ein neues Leben zu beginnen.
Sieben Jahre lang arbeitete Brady Corbet an seinem Monumentalwerk, das auch Adrien Brody – nach „Der Pianist“ – seinen zweiten Oscar bescheren könnte.

Allerdings nur, wenn ihm nicht Timothée Chalamet für sein charismatisches Spiel als Bob Dylan in „Like a Complete Unknown“ dazwischen pfuscht. Chalamet bereitete sich fünf Jahre auf seine Paraderolle vor und erhielt dafür höchstes Lob. Und auch sein Regisseur James Mangold kann sich Chancen auf einen Oscar-Gewinn für seinen authentisch recherchierten Musikfilm ausrechnen.
Gleiches gilt für Edward Bergers „Konklave“: Der „Im Westen nichts Neues“-Regisseur brachte mit seinem Vatikanthriller, in dem Ralph Fiennes als Kardinal besticht, viele Fans auf seine Seite.
Besonders stark im Rennen in der Kategorie bester Film ist auch Sean Baker, der mit seiner Cinderella-Geschichte „Anora“ die Goldene Palme in Cannes gewann. Seine Hauptdarstellerin Mikey Madison spielt darin die Sexarbeiterin Anora, die in Las Vegas einen jungen Russen heiratet. Madisons mitreißendes Spiel hat ihr ebenfalls eine Nominierung in der Kategorie beste Schauspielerin eingebracht.

Körpermutationen
Dort erhält sie allerdings starke Konkurrenz von Demi Moore und ihrer Comeback-Rolle in „The Substance“. Im Kampf gegen das Alter setzt sich Moore, die eine Schauspielerin auf dem Abstellgleis darstellt, Verjüngungsspritzen – und durchlebt seltsame körperliche Mutationen.
Wem unter den Wahlberechtigten der Academy der Body-Horror zu viel wird, kann sich an das berührende Spiel von Fernanda Torres halten: In dem aufwühlenden Drama „Für immer hier“ von Walter Salles verkörpert Torres eine fünffache Mutter, deren Mann von der brasilianischen Militärdiktatur verschleppt wird. Auch ihr Spiel ist höchst preiswürdig. Es bleibt spannend bis zuletzt.
Bester Film
Anora
Der Brutalist
Dune: Part Two
Emilia Pérez
Für immer hier
Konklave
Like a Complete Unknown
Nickel Boys
The Substance
Wicked
Beste Regie
Jacques Audiard – Emilia Pérez
Sean Baker – Anora
Brady Corbet – Der Brutalist
Coralie Fargeat – The Substance
James Mangold – Like a Complete Unknown
Bester Hauptdarsteller
Adrien Brody – Der Brutalist
Timothée Chalamet – Like a Complete Unknown
Colman Domingo – Sing Sing
Ralph Fiennes – Konklave
Sebastian Stan – The Apprentice
Beste Hauptdarstellerin
Cynthia Erivo – Wicked
Karla Sofía Gascón – Emilia Pérez
Mickey Madison – Anora
Demi Moore – The Substance
Fernanda Torres – Für immer hier
Bester Nebendarsteller
Juri Borrisow – Anora
Kieran Culkin – A Real Pain
Edward Norton – Like a Complete Unknown
Guy Pierce – Der Brutalist
Jeremy Strong – The Apprentice
Beste Nebendarstellerin
Monica Barbaro – Like a Complete Unknown
Ariana Grande – Wicked
Felicity Jones – Der Brutalist
Isabella Rossellini – Konklave
Zoë Saldaña – Emilia Pérez
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