Gemeine Mädchen
Romei und Pichler haben ihre Schauspielausbildung für den Dreh unterbrochen, es sind aber nicht ihre ersten TV-Rollen. Pichler war schon in „Soko Linz“ zu sehen, Romei in der Daniel-Glattauer-Adaption „Ewig dein“. Theresa Riess ist bereits bekannt aus dem Falco-angelehnten Thriller „Jeanny - Das fünfte Mädchen“. Fanni Schneider kam kurz vom Schauspielweg ab und studierte Medienmanagement, bis der Ruf der Bühne doch wieder zu laut wurde. Sie konnte man bereits in der Jungen Burg und im Theater Spielraum sehen.
Die neue Serie erinnert ein wenig an einschlägige US-Vorbilder wie die Serie „Pretty Little Liars“ oder die Komödie „Mean Girls“. Letztere hat sich Fanni Schneider zur Vorbereitung ihrer Rolle angesehen. Theresa Riess wiederum hat sich hierfür auf die Filmreihe „Natürlich blond“ mit Reese Witherspoon als unterschätzter, hochambitionierter Blondine konzentriert. Riess’ Rolle der für NGOs arbeitenden Tiz ist anders angelegt als ihre hedonistische Schwester: „Tiz performt eigentlich ihr eigenes Leben: Sie will bad ass sein, aber auch altruistisch, sexy, aber auch die perfekte Tochter, die perfekte Schwester und die perfekte Partnerin.“ Witherspoons Elle Woods war Riess dabei ein Anker: „Tiz hat was von Elle, sie ist aber unverkrampfter – und grantiger.“ Diejenige, die von den vier Frauen ihre Ziele am eifrigsten verfolgt, ist aber Jenny. Mit ihren zwei Jobs ist sie weit entfernt von Work-Life-Balance-Überlegungen ihrer Generationskollegen. Wobei, im Schauspielleben kennt man diesen Begriff auch nicht so wirklich, erzählt Mara Romei: „Das ist ein Beruf, in dem man nicht selbst entscheidet, ob man eine Work-Life-Balance hat. Manchmal ist in einem Jahr besonders viel, da musst du nehmen, was du kannst – sunst kummt ka Göd“, verfällt sie kurz in den Slang ihrer Figur Vero. Und Anja Pichler ergänzt: „Du kannst auch schnell ganz viel unerwünschte Life-statt-Work-Balance haben.“
Ältere Zuseher-Semester bekommen durch die Serie ein Einführungsseminar in Jugendsprache – aber wie authentisch ist sie? Haben die jungen Frauen ihren Drehbuchautor Uli Brée beraten? „Uli hat uns gebeten, ihm zu sagen, wenn etwas komisch klingt“, erzählt Romei. „Aber er hat eine Tochter, die ist knapp über 20 Jahre alt, die hat ihm schon mitgeteilt, wenn man gewisse Redewendungen seit Jahrzehnten nicht mehr sagt.“ Die Schauspielerinnen erinnern sich durchaus auch an Momente, in denen selbst sie neue Phrasen gelernt haben.
Provokation mit Schmäh
Der Serientitel „Biester“ stößt manchen Beobachtern und Beobachterinnen sauer auf, ist es doch keine sehr nette Bezeichnung für Frauen. „Natürlich ist das eine Provokation“, sagt Romei. „Das wird ja normalerweise abwertend verwendet. Wir nehmen den Begriff aber und machen ihn zu unserem. Er steht hier für Frauen, die sich nichts gefallen lassen, die stark und unabhängig sind. Das hat ja auch einen Schmäh. Sozusagen: Wir haben Muckis, let’s go!“ Die Jugendsprache soll auch hier eingewirkt haben: die „Biester“ sollen nämlich auch an „Besties“ erinnern, also beste Freundinnen.
Fanni Schneider setzt noch hinzu: „Außerdem macht der Titel deutlich, was in der Serie auch eine Rolle spielt: Wir sollten nie unserem ersten Urteil vertrauen.“ Apropos Urteil: Dass der Vergleich mit der Erfolgsserie „Vorstadtweiber“ auf der Hand liegt, sehen die vier nicht unbedingt als Vorteil. Schneider gibt zu bedenken: „Unsere Produktion ist von Casting und Tonalität ganz anders. Hoffentlich ist das Publikum dann nicht enttäuscht, weil es etwas anderes erwartet.“
Theresa Riess hat ein ganz anderes Problem: Das Wort „Biester“ lasse sich zwar umdeuten, aber für „Weiber“ sieht die Philosophiestudentin das dann doch nicht: „Wie soll man das aufwertend oder neutral verwenden?“
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