ORF: Kritik an Bewerbung von Ex-Stiftungsräten

ORF: Kritik an Bewerbung von Ex-Stiftungsräten
Der ORF-Redakteursrat attackiert Krieghofer und Götzhaber. Er sieht ein Problem darin, dass beide sich auf Direktoren-Posten beworben haben, aber Ex-Stiftungsräte sind.

Die Bewerbungen der beiden ORF-Stiftungsräte Michael Götzhaber und Helmut Krieghofer als ORF-Direktoren haben am Donnerstag heftige Kritik des Redakteursrates nach sich gezogen. Redakteurssprecher Fritz Wendl ortet in einer Stellungnahme gegenüber der APA "traurige Realität", wie er sagte: "Mindestens zwei Mitglieder des ORF-Aufsichtsgremiums finden nichts dabei, von dem von ihnen Gewählten in eine ORF-Direktorenposition befördert zu werden. Dass sie mit ihrer Kandidatur ihre Stiftungsratsmandate zurücklegen, ist ein völlig untaugliches Mittel, 'Sauberkeit' vortäuschen zu wollen, und grenzt vielmehr an Pflanzerei."

Jetzt liege es an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, die (Ex-)Stiftungsräte nicht zur Wahl vorzuschlagen, sagte der Redakteurssprecher: "Immerhin hatte er ja eindeutig erklärt, für seine Wiederwahl keinerlei Absprachen getroffen zu haben."

Wendl hat Einwände

Auch gegen die beiden konkreten Bewerber an sich hat Wendl Einwände. Götzhaber habe parallel zu seiner führenden Tätigkeit in der technischen Direktion auch seine Ämter als Zentralbetriebsrat und Stiftungsrat behalten, kritisierte er. Ihm fehle "offensichtlich jegliches Sensorium für Unvereinbarkeiten, etwas, das eine Grundvoraussetzung für eine Leitungsfunktion im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sein müsste", so Wendl.

Der Redakteurssprecher rief außerdem Krieghofers politische Vergangenheit als ÖVP-Landesgeschäftsführer in Tirol in Erinnerung. Würde dieser ORF-Landesdirektor, "würde das selbstverständlich von einer breiten Öffentlichkeit vor allem als mit der Unabhängigkeit des ORF unvereinbar empfunden werden", glaubt Wendl.

Auch Zentralbetriebsrat gegen Krieghofer

Der Gegenwind gegen die geplante Bestellung von Helmut Krieghofer zum Direktor des Tiroler ORF-Landesstudios hält an. Am Freitagnachmittag meldete sich auch Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser zu Wort und betonte, dass Krieghofer "mit Sicherheit nicht der geeignete Mann für einen starken und unabhängigen ORF" sei, sollten die Vorwürfe gegen ihn zutreffen, - "weder in Tirol noch sonst wo in diesem Lande".

Zuvor hatten ORF-Redakteursräte kritisiert, dass mit der Bestellung eines ehemaligen ÖVP-Landesgeschäftsführers die Unabhängigkeit des ORF infrage gestellt werde. Auf der Internetseite http://dietiwag.org wird Krieghofer vorgeworfen, ein fanatischer ÖVP-Mann zu sein, der zwischen ORF und ÖVP nur schwer unterscheiden könne und seine frühere Funktion als "Tirol heute"-Moderator für die Partei vermarktet haben soll. Moser meint: "Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was dort zu lesen ist, ist Krieghofer nicht geeignet."

Weiters kritisierte Moser, dass Krieghofer, als er damals freiwillig aus dem ORF ausschied, um Landesgeschäftsführer zu werden, mit vollen Bezügen ging und auch die Abfertigung voll ausbezahlt erhielt. "Ich halte diese 'Nehmer-Mentalität' für das völlig falsche Signal der Belegschaft und dem Unternehmen gegenüber, die sich gerade erst von Finanzkrisen und Sparpaketen erholen", so der Zentralbetriebsratschef.

Krieghofer selbst hatte Vorwürfe in Richtung ÖVP-Nähe zuletzt zurückgewiesen. In der "Tiroler Tageszeitung" erklärte der bisherige ORF-Stiftungsrat am Freitag: "Ich habe mich in den letzten Jahren niemals zu politischen Themen geäußert. Meine Einstellung ist, parteiübergreifend zu agieren."

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