Wenn wir schon bei Wagner sind: Wer kann es Hunding in der „Walküre“ verdenken, dass er unter seinem Schwert Notung (das kann keiner aus einem Baum ziehen, denn Zimmerpflanzen sind bekanntlich resolut) einfach nur fernsehen möchte? Doch dann kommt die (neudeutsch formuliert:) „Home Invasion“ durch einen gewissen Siegmund, der kurz noch mit Hundings Frau Sieglinde einen „Wonnemond“ erleben darf, ehe letztlich alle drei ihr Leben aushauchen. Nicht die perfekte Anleitung für „Schöner Wohnen“.
Schön wohnt hingegen die Marschallin im „Rosenkavalier“ von Richard Strauss. In einem Wiener Palais genießt sie einen freiwilligen Lockdown mit ihrem Liebhaber Octavian, genannt Quinquin, doch dann kommen neben ihrem Verwandten Baron Ochs zu einer Unzeit auch sämtliche Bittsteller und ein Sänger gleich dazu. Will man das im Morgengrauen? Wohl eher nicht. Also keine Türen öffnen zu dieser Zeit!
Türen öffnen würde wiederum Rosina in Gioachino Rossinis „Il Barbiere di Siviglia“ mehr als gerne. Doch ihr Vormund Bartolo hat über die schöne, junge Frau eine Art Lockdown verhängt, um sie vor Graf Almaviva zu beschützen. Wer Mozarts „Nozze di Figaro“ kennt, weiß, dass dieser (allerdings nicht ganz uneigennützige und gescheiterte) Lockdown eventuell kein Fehler war.
In einer Art Lockdown befinden sich auch Mimi und Rudolfo in Giacomo Puccinis „La Bohème“. In einer kleinen Mansarde (okay, sie halten die 2 G Plus-Regel ein und dürfen daher auch ins Café Momus gehen) leben und lieben sie. Dass Mimi stirbt, ist eine Art krankheitsbedingter Kollateralschaden. Eine Erfahrung, die auch Baron Scarpia in Puccinis „Tosca“ machen muss. Da lebt es sich so herrlich im wunderschönen (wer jemals dort war, kann das bestätigen) Palazzo Farnese. Er lädt sich aber mit Tosca die „falsche Frau“ ein und ist genauso wie sie wenig später tot. Dumm gelaufen.
Ähnliches gilt für Radames und Aida, die sich in Verdis Oper „Aida“ einem eher unfreiwilligen Lockdown in Form einer Grabkammer hingeben müssen. Eingesperrt zu sein, war noch nie gut. Das weiß übrigens auch Florestan in Ludwig van Beethovens „Fidelio“. Doch der darf zuletzt wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Das haben auch Violetta Valéry und Alfredo Germont in Verdis „La Traviata“ ausführlich getan, ehe sie sich zu einem freiwilligen Lockdown auf das Land zurückgezogen haben. Blöd nur, dass auch in dieser Oper die These „Home, Sweet Home“ kein gutes Ende findet. Also einfach bald wieder rausgehen und leben!
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