Oper: Gefangene in einer fremdartigen Welt

Oper: Gefangene in einer fremdartigen Welt
Robert Carsen inszeniert im Theater an der Wien Brittens Oper "The Turn of the Screw". Eine Geister-Annäherung.

Wenn sich am 14. September im Theater an der Wien der Vorhang zu Benjamin Brittens 1954 uraufgeführter Kammeroper "The Turn of the Screw" (auf Deutsch sinngemäß: "Die Drehung der Schraube") hebt, ist es für Robert Carsen eine Premiere in vielerlei Hinsicht.
Erstmals hat der kanadische Star-Regisseur eine Regie dezidiert für das Haus an der Wien erarbeitet. Erstmals ist Carsen auch für Ausstattung und Licht zuständig. Und erstmals setzt Carsen "dieses absolute Meisterwerk, ja das vielleicht beste Brittens" in Szene.

Die Frage der Geister

Oper: Gefangene in einer fremdartigen Welt

Worum geht es? Eine namenlose Gouvernante soll sich auf einem Landsitz um zwei Kinder kümmern. Die Bedingung: Kein Kontakt mit ihrem Arbeitgeber, dem Vormund der beiden. Bald erscheinen der Gouvernante Geister; und die Kinder stehen unter dem jenseitigen Einfluss der ehemaligen Angestellten Miss Jessel und Mister Quint. Am Ende ist der Junge tot.

"Die Frage der Geister war für mich ein zentrales Thema", meint Carsen, der sich in der Zwischenzeit auch als Ausstellungsgestalter ("Marie Antoinette" und "Charles Garnier" in Paris) einen Namen gemacht hat. Denn, so Carsen, "meine Geister sind ja real, stehen auf der Bühne und singen. Doch wofür stehen sie? Für den langsamen Wahnsinn der Gouvernante? Oder muss man diese Geschichte als Art ,Gespenstersonate' inszenieren?"
Das Ergebnis? "Das Publikum soll selbst Antworten finden. Beide Deutungen sind legitim. Ich möchte mit meiner Inszenierung vor allem den stimmig-passenden Rahmen schaffen. Diese Oper und auch das Libretto von Myfanwy Piper - als Vorlage diente ja eine Novelle von Henry James - durchweht so eine eigenartige, faszinierende Atomsphäre. Die eine unglaubliche Sogwirkung hat. Als ich das Buch gelesen und die Oper gehört habe, bin ich total hineingekippt. Ich war fast ein Gefangener dieser seltsamen Welt. Diesen Zustand möchte ich im Theater auch erreichen."

Als weiteres Stilmittel setzt Carsen den Film ein. "Nicht nur für die Geisterszenen. Der Film erlaubt es mir, eine weitere, surreale Ebene einzuziehen. Lassen Sie sich überraschen." Gespannt darf man auch auf sein nächstes Wien-Projekt sein. "Etwas sehr, sehr Schönes."

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