Ursula Strauss in neuem Götz-Spielmann-Drama

Ursula Strauss denkt in Götz Spielmanns Drama "Oktober November" am Sterbebett des Vaters über ihr eigenes Leben nach.
Ursula Strauss spielt in "Oktober November" eine Frau, die am Sterbebett des Vaters ihr Leben hinterfragt.

Fünf Jahre ist es her, seit der österreichische Regisseur Götz Spielmann mit seinem Meisterstück „Revanche“ für den Auslandsoscar nominiert wurde. Am Freitag kommt sein neues, stilles Drama „Oktober November“ ins Kino. Und wieder spielt Ursula Strauss eine große Rolle. Diesmal als eine von zwei ungleichen Schwestern, die sich am Sterbebett des Vaters treffen – imposant: Peter Simonischek – und ihre Lebensentwürfe konfrontieren. Ein Gespräch mit Ursula Strauss über Rivalität, Ängste und Cate Blanchett.

KURIER: Gab es nach dem Erfolg von „Revanche“ beim Drehen einen Druck, der auf dem Nachfolgefilm lastete?

Ursula Strauss: Es war weniger der Druck, an dem Erfolg anzuschließen, als sich wieder auf so intensive Art, wie es Götz Spielmann verlangt, mit einem Thema zu beschäftigen. Da gibt es diesen Druck, ob man es schafft, seinen Vorstellungen zu entsprechen.

Auf den ersten Blick spielen Sie eine ähnliche Rolle wie in „Revanche“: Eine Frau auf dem Land in der Ehekrise...

Ja, aber die Geschichte ist komplett anders, und es herrschen andere Seelenzustände. Außerdem ist Annaberg, wo „Oktober November“ spielt, noch viel ländlicher und abgeschiedener als die Stadt in „Revanche“. Das Leben meiner Figur ist ganz stark auf das Wirtshaus, in dem sie lebt und arbeitet, reduziert. Sie ist auf Identitätssuche, und beginnt durch die Affäre mit einem Arzt, ihr Leben infrage zu stellen. Sie hat das Gefühl, ihr Leben war immer fremdbestimmt. Sie hat sich immer dem Vater verpflichtet gefühlt, das ländliche Umfeld nie verlassen und durchgehend im Wirtshaus gearbeitet. Jetzt fragt sie sich, ob das alles in ihrem Leben gewesen ist.

Sie und Ihre Filmschwester – gespielt von Nora von Waldstätten – stehen unter starker Rivalität. Kennen Sie dieses Gefühl von der Arbeit?

Wir hatten untereinander keinerlei Rivalitäten und das hätte auf unserem Set auch gar keinen Platz gehabt. Es gibt natürlich eine Dynamik, wo man sich gegenseitig hochschaukelt, aber ich tu’ mir beim Arbeiten leichter, wenn ich auf Augenhöhe bin.

Peter Simonischek spielt den Vater, der im Film qualvoll stirbt. Wie haben Sie sich auf diese Szenen vorbereitet?

Gar nicht (lacht). Wir waren vier Tage im Sterbezimmer – und diese mystische Stimmung, die einem dabei befällt, hat das ganze Team ergriffen. Das ist halt Arbeit und wird immer anstrengender. Wenn man vier Tage im Zimmer sitzt und weint ... das ist schon heftig. Außerdem ist es nicht leicht, alles von einem selbst fernzuhalten, und man muss sich den eigenen Ängsten stellen.

Hat das auch therapeutische Effekte?

Das gerade nicht, aber manchmal ist das Rollenspiel insofern heilsam, als man viel ausleben kann. Außerdem lernt man sich selbst besser kennen, und man geniert sich weniger – ich hab’ jetzt viel weniger Angst davor, zu meinen Ängsten zu stehen. Aber man darf halt in diesem Beruf nicht den Boden verlieren und seine Wichtigkeit überschätzen.

Apropos Wichtigkeit: „Schnell ermittelt“ wurde ja in die USA verkauft. Wer wäre denn Ihre Traumbesetzung für Ihre Rolle?

Meine Lieblingsschauspielerin Cate Blanchett. Aber die würd’s wahrscheinlich nicht machen. (lacht)

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