"Office Christmas Party": Mit nacktem Hintern auf der Kopiermaschine
Weihnachtsfeier in der Firma: Der Boss trägt rote Zipfelmütze. Serviert werden Cracker mit Käsestückchen. Dazu gibt’s warmen Weißwein in Plastikbechern und Leichtbier. Abends um neun ist alles wieder vorbei.
Wie man trotzdem so richtig die Sau rauslassen kann, versuchen Josh Gordon und Will Speck (Regie-Duett von "Die Eisprinzen") mit ihrer wüsten Weihnachtssause "Christmas Office Party" vorzumachen.
Amerikanischer Office-Alltag einmal anders. Wo sonst eifrige Angestellte im adretten Outfit ihrer Arbeit nachgehen, herrscht plötzlich Anarchie. Lüstern bäumt sich der Bürohengst. Die Sekretärin fotokopiert ihren Hintern. Anstelle von Kunstschnee bläst Koks aus der Windmaschine. Der zukünftige Geschäftspartner schwingt sich an einer Lichterkette durch den Saal.
Das vielfach strapazierte US-Komödienrezept, wonach brave Mittelschichtsbürger kurzzeitig ihre zivilisatorischen Hüllen fallen lassen, bis zur Bewusstlosigkeit saufen und dabei womöglich einige Räume devastieren (ehe sie brav an ihren Arbeitsplatz zurück kehren) steigert "Christmas Office Party" programmatisch zum (nicht immer lustigen) Exzess.
Gordon und Speck verweben ein starkes Comedy-Ensemble in eine ausgefranste Story mit verwegenen Plotlinien. Viele Witzlunten werden gelegt, nicht alle gut gezündet. Jason Bateman und Jennifer Aniston sind seit den "Kill the Boss"-Komödien ein routiniertes Stoß-mich-Zieh-dich-Duo: So kann Aniston wieder einmal die blonde Bitch vom Dienst spielen, ihren netten Bruder in den Schwitzkasten nehmen und dem harmlosen Jason Bateman obszöne (Job-)Angebote machen. Stand-up-Comedian T. J. Miller spielt ihren Hippie-Bruder, der als Chef einer IT-Firma einfach nur lieb sein will. Leider möchte seine fiese Schwester die unrentable Zweigstelle schließen – es sei denn, er kann einen lukrativen Businesspartner an Bord zu holen. Um genau diesen zu beeindrucken, soll eine tolle Office-Party geschmissen werden. Und zwar keine Cracker- und Käse-Party zwischen 19 und 21 Uhr, sondern eine wie in "Hangover", wo der Bär tost.
Ballermann
Ein DJ wird engagiert, eine Prostituierte angeheuert, harte Drogen geliefert. Die Kopiermaschine kommt mit dem Kopieren nackter Körperteile nicht nach; Elche saufen aus der Klomuschel; Computer fliegen aus den Fenstern.
Während die Führungsriege der Firma durch New York stolpert und Jennifer Aniston bei der Gelegenheit Mitglieder der russischen Mafia betoniert, zerlegen die Angestellte nicht nur die Büroräume, sondern gleich das gesamte Stockwerk. Die Verwüstung ist beispiellos. Nicht anarchische Energie, sondern regelrechter Hass auf "Corporate Culture" scheint die Party zu beflügeln. Am Ende liegt alles in stummen Trümmern. Weihnachtsfriede sieht anders aus.
INFO: USA 2016. 105 Min. Von Josh Gordon, Will Speck. Mit Jason Bateman, Jennifer Aniston.
KURIER-Wertung:
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