Nur schaumgebremste Spritzigkeit, aber Juan Diego Flórez betört

Von: Helmut Christian Mayer
Es war schon eine Überraschung, als bekannt gegeben wurde, dass Juan Diego Flórez anstelle des erkrankten Edgardo Rocha den Don Ramiro singen würde. Und die hochgeschraubten Erwartungen bei dieser Aufführungsserie von Gioachino Rossinis Meisterwerk „La Cenerentola“, der Opernversion von Aschenbrödel, an der Staatsoper werden erfüllt. Denn der Peruaner singt den auf Brautschau gehenden Prinzen mit hellen, lyrischen Tenor ohne geringste Mühe mit den vielen hohen C’s.
Ein Erlebnis ist aber auch Vasilisa Berzhanskaya als Angelina: Sie singt wieder wunderbar mädchenhaft und mit höchsten Koloraturansprüchen. Der Bariton von Michael Arivony – sein hochstapelnder Kammerdiener Dandini tritt wie ein italienischer Schnulzensänger auf – klingt agil und geschmeidig.
Schlitzohrig
Der Philosoph Alidoro wird mit voluminösem Bass von Roberto Tagliavini verkörpert. Ebenso mit profundem Spielbass ausgestattet ist Misha Kiria als urkomischer, schlitzohriger Stiefvater Don Magnifico. Seine stimmlich quirligen Töchter sind Ileana Tonca als Clorinda und Isabel Signoret als Tisbe.

Leider lässt Gianluca Capuano die feinfühlige Partitur zu wenig impulsreich, meist schnurrend ablaufen. Was teilweise auf der Strecke bleibt, ist Rossinis Spritzigkeit, die Leichtigkeit, jene Akzente, die ansonsten so mitreißend wirken.
Vielleicht mangelte es an Proben, was auch szenisch zu bemerken ist, da vielfach statisches Rampensingen angesagt ist, und dadurch die teils persiflierende Sicht in dem fiktiven Miniherzogtum San Sogno mit den vier eleganten Oldtimern von Sven-Eric Bechtolf aus 2013 nicht ideal zur Geltung kommt. Viel Applaus für das Ensemble, einige Buhs für den Dirigenten.
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