Norbert Steger sieht im ORF einen "linken Endkampf"

Stiftungsratsvorsitzender Norbert Steger.
Der Stiftungsrat wendet sich im KURIER weiter gegen die ORF-Journalisten und will mehr Objektivität

Norbert Steger hat sich am Dienstag telefonisch im KURIER gemeldet, um das Bild von seinen Aussagen gerade zu rücken. Von angedrohten Hinauswürfen unbotmäßiger Journalisten könne keine Rede sein, erklärte der blaue Stiftungsrat dabei. Es sei ihm nur darum gegangen, den Unterschied zwischen Meinung und Bericht wieder zu etablieren. Was die Ungarn-Berichterstattung von ORF-Mann Ernst Gelegs anlangt, findet er: „Da wird ein vollkommen falsches Bild gezeichnet. Das ist Faktum. Der sitzt im Kaffeehaus in Budapest und verbreitet, dass der Herr Orban gefährdet ist.“

"Wie soll sonst etwas in Bewegung geraten?"

Wenn ohnehin kein Journalist seine Arbeit verlieren solle, tut Steger dann seine Wortwahl leid? Immerhin hat die Aussage, man werde Korrespondenten "streichen", heftige Wellen geschlagen. Gegenfrage Stegers: „Wie soll sonst irgendwas in Bewegung geraten?“ Und: „Diese Journalistensolidarität ist ja auch falsch. Sie als Printjournalist kriegen ungefähr ein Siebtel bezahlt wie der Kollege im ORF. Wer das Privileg hat, im ORF zu arbeiten, soll sich besonders bemühen.“ Das internationale Medienecho auf seine Aussagen, ficht den Stiftungsrat jedenfalls nicht an. „Es ist mir vollkommen egal, was in Deutschland steht.“

"Manche Linke..."

Die handelnden ORF-Journalisten sind ihm dennoch ein Dorn im Auge: „Die Dreierbande (wen er hier meint, führt Steger auch auf Nachfrage nicht konkret aus) – die wollen doch die Mächtigen bleiben in der Information. Ich verstehe auch, dass die das wollen. Ich will es nicht.“ Und: „Manche Linke führen dort einen Endkampf.“ Einwand des Interviewers: Herr Steger, diese Wortwahl – Sie wissen schon, dass ich Sie damit zitieren werde? Gegenfrage Steger: „Haben Sie nicht das Gefühl? Es ist ein politischer Endkampf für linke Ideen.“ Der ORF-Journalismus solle Themen von verschiedenen Seiten beleuchten. "Meine Aufgabe ist mitzuhelfen, dass der ORF wieder objektiver wird." Und er betont noch: "Es gibt natürlich überall auch wunderbare Linke."

Druck auf die ÖVP

Sein Vorpreschen (Steger forderte auch eine ORF-Reform noch vor der großen Medienenquete Anfang Juni) habe den Sinn gehabt zu versuchen, ob die ÖVP vor dem Sommer noch bei einer Reform mitmache: „Blümel (Medienminister Gernot, Anm.) schiebt alles weg wegen des EU-Vorsitzes. Ich hätte gern gewisse Dinge rasch mit einer kleinen Novelle gemacht.“ Etwa die Alleingeschäftsführung abzuschaffen, sagt Steger.

Ob er sich für den Job als Stiftungsratsvorsitzender noch Chancen ausrechnet? „Ich mache eine Aufgabe sicher nur, wenn ich gebeten werde. Ich bin ein begnadeter schattiger Palmensitzer. Ich habe Humor, ich weiß ein schönes Buch zu schätzen, ein gutes Glas Wein.“

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