"Nightbitch“ auf Disney+: Amy Adams verwandelt sich nachts in eine Hündin

Freundet sich mit streunenden Hunden an: Amy Adams in „Nightbitch“
In der milden Horrorkomödie „Nightbitch“ von Marielle Heller verwandelt sich eine überforderte Mutter in eine Hundin

Früher war sie erfolgreiche Künstlerin, nun ist sie Mutter eines zweijährigen Sohnes. Die Arbeit hat sie aufgegeben, um sich gänzlich dem Kind zu widmen.

Die täglichen Routinen als Hausfrau und Mutter erweisen sich als zermürbend. Zu den Höhepunkten des Tages gehört es, der Müllabfuhr zuzusehen. Nachts schläft das Kind wenig. Der Ehemann ist selten zu Hause und ohnedies unbedarft. „Glück ist eine Entscheidung“, sagt er zu seiner erschöpften Frau – worauf sie ihm eine herunterhaut.

Oder nein, doch nicht.

Sie stellt sich vor, dass sie ihm eine herunterhaut.

In Wahrheit sagt sie nichts und lächelt.

Eine exzellente und völlig uneitle Amy Adams spielt die frustrierte Stay-at-home-Mom zwischen beseelter Mutterliebe und potenziellem Nervenzusammenbruch. Eines Tages machen sich die angestaute Wut und die Erschöpfung in seltsamem Geknurre Luft. Merkwürdige Haarbüschel wachsen auf dem mütterlichen Rücken. Und die streunenden Hunde aus der Umgebung schmiegen sich zärtlich an sie. Mutter und Sohn beginnen ein amüsantes Hundespiel, bei dem sie sich gegenseitig ankläffen und ihr Essen aus Schüssel fressen.

"Nightbitch“ auf Disney+: Amy Adams verwandelt  sich nachts in eine Hündin

Scoot McNairy und Amy Adams als überforderte Eltern: "Nightbitch"

Selbstaufgabe

Geburt und Mutterschaft verändern eine Frau und setzen so etwas wie eine animalische Kettenreaktion in Gang – so die These von Marielle Hellers Adaption des gleichnamigen Romans „Nightbitch“. Die nächtliche Verwandlung der Protagonistin in eine herrliche Hündin erzählt Heller mit ein paar Body-Horror-Einsprengsel, die sie jedoch sofort mit Sitcom-Humor abfedert. Pointierte Dialoge über die schöne, aber auch leidvolle Erfahrung von Mutterschaft zwischen Hingabe und Selbstaufgabe treffen oft den Nagel auf den Kopf, treiben diese Erkenntnisse aber nicht radikal genug weiter – weder im Horrorfach noch in der Sozialsatire. Auch das feministische Selbstermächtigungsende ist allzu versöhnlich, dank Amy Adams als „Nightbitch“ aber trotzdem sehr sehenswert.alexandra seibel

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