KURIER: Sie glänzten zu Beginn der Direktion von Martin Kušej durch Abwesenheit.
Nicholas Ofczarek: Ich liebe das Burgtheater, es ist meine Heimat. Aber ich hatte das Bedürfnis, vermehrt zu drehen.
Hatte Ihre Absenz auch mit der Direktion zu tun?
Nein. Ich habe einfach, ehrlich gesagt, keinen großen Spaß mehr am Theaterspielen gehabt. Das kann ja passieren. Das hatte weniger mit der Direktion zu tun, ich wollte nach dreißig Jahren ein bisschen Abstand haben.
Der Räuber Hotzenplotz hat Ihnen sichtlich viel Spaß gemacht.
Das hat es auch, wobei die Dreharbeiten durch diverse Lockdowns und Sicherheitsvorkehrungen erschwert wurden. Aber der Film ist stimmig geworden, nicht unnötig modernisiert.
Was haben Sie zuletzt gedreht?
Einen Kinofilm, über den ich noch nicht sprechen darf. Eine neue Krimi-Reihe in Deutschland. Und in David Schalkos "Kafka"-Serie zum 100. Todestag von Franz Kafka im kommenden Jahr habe ich den Vater Hermann Kafka spielen dürfen. Ich habe bei allen drei Projekten ein gutes Gefühl.
Seit zwei Jahren sind Sie zurück an der Burg – mit einer Rolle pro Saison.
Ich war nie gänzlich weg. Wenn sich interessante Konstellationen ergeben und die Atmosphäre stimmt, spiele ich gerne Theater.
Am 16. Dezember hat „Dantons Tod“ Premiere – Regie führt wieder, wie schon bei "Geschichten aus dem Wiener Wald" und zuletzt bei "Dämonen" – Johan Simons. Mit ihm können Sie besonders gut?
Johan Simons ist ein Meister seines Faches. Ein Mensch, der Menschen liebt. Er zeichnet sich durch Großzügigkeit und Gelassenheit aus, die dich relativ angstfrei in eine Premiere gehen lässt. Simons schenkt dir Vertrauen und Raum zur Entwicklung der Figur.
Die Frage "Wie legen Sie es an" ...
Es geht nicht darum, dem Publikum zu zeigen, wie man eine Rolle interpretiert, sondern darum, Projektionsfläche zu sein, damit im Zuschauer die Fantasie erwacht. Wie man das ermöglicht, wird immer ein Rätsel sein. Aber Herr Simons ist ein großer Ermöglicher.
Und Sie spielen nach langer Zeit wieder einmal mit Ihrem Lieblingspartner.
Sie meinen diesen dreifachen Nestroy-Preisträger? Darauf freue ich mich, Michael Maertens und ich waren ja eine Zeitlang keine schlechte Paarung.
Bevor Kušej Direktor wurde. Hat er die Fortsetzung verhindert?
Da wir ja jetzt gemeinsam spielen, nein.
Gut, jetzt, in der letzten Saison von Kušej. Was sagt ein ehemaliger Jedermann dazu, wie kürzlich in Salzburg mit dem Jedermann des Jahres 2022, also Michael Maertens, umgegangen wurde?
Ich finde die Vorgehensweise schockierend. Das ist ein Managementfehler und äußerst unprofessionell. Denn nicht nur Michael Maertens, das ganze Ensemble hält sich den Sommer frei, sagt andere Projekte ab.
Was erwarten Sie sich von Stefan Bachmann, dem Burgtheaterdirektor ab dem Herbst 2024?
Ich habe das Gefühl, dass Bachmann für eine neue Lebendigkeit im Haus sorgen wird. Das wäre schön.
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