Sieben Monate später landete dieses Debüt (tatkräftig unterstützt von Influencern) auf der Bestsellerliste der New York Times, wo sie aktuell mit zwei Büchern unter den Top 15 vertreten ist – darunter das bereits 2016 veröffentlichte „It Ends With Us“, das mit der Verfilmung einen neuerlichen Boost bekommen wird, den es eigentlich gar nicht braucht. Denn das Buch verkauft sich nach wie vor hervorragend – soeben wurde die deutschsprachige Ausgabe eine Million Mal verkauft, wie der dtv-Verlag dem KURIER bestätigt.
Ihren Erfolg verdankt Hoover dem Internet. Genauer gesagt – Booktok. Die Subseite der Social-Media-Plattform Tiktok hat den Buchmarkt nicht nur wachgeküsst, sondern beeinflusst ihn bereits maßgeblich: User machen Bücher zu Bestsellern, Leserinnen tauschen sich über Geschichten aus, Verlage bewerben dort ihre Bücher. Derzeit dominieren dort New-Adult-Romane das Geschehen. Das sind hauptsächlich dramatische Liebesgeschichten, die sich lockerleicht lesen lassen. Angesprochen wird damit – wie der Name schon sagt – ein Publikum zwischen 16 und 30. Es sind Bücher, die die Literaturkritik gerne als kitschig, unterirdisch, belanglos bezeichnet und denen selten Beachtung geschenkt wird, weil es zwischen den Buchdeckeln meistens sehr seicht zur Sache geht: Es dreht sich viel um Liebe und Sex, um Herz und Schmerz. Eine Rolle spielen oft Existenzängste, toxische Beziehungen, mentale Gesundheit. Nach dem ganzen Drama folgt gerne ein Happy End – anders als im Leben.
Neben New Adult gibt es noch Young Adult für eine jüngere Zielgruppe (12 bis 18). „Wenn man Young Adult schreibt, dann küssen sich die Protagonisten und haben sich lieb. Wenn man New Adult schreibt, dann haben sie Rambazamba“, sagt die österreichische Schriftstellerin Stella Tack. Sie zählt zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Autorinnen und freut sich über volle Auftragsbücher. Von einem neuen Phänomen will sie aber nicht sprechen. „Denn diese Bücher gibt es schon lange: Ich habe sie selbst gerne als Teenager gelesen“, sagt die 29-Jährige. Was sich geändert hat, sei das Ausmaß der Aufmerksamkeit, die diesen Geschichten geschenkt wird – vor allem auf Social-Media-Plattformen.
Unrealistisch
Für Tanja Raich vom Leykam Verlag ist der New-Adult-Boom „ein starkes Lebenszeichen der Branche, das Gegenteil davon, was dem Buchmarkt seit vielen Jahren vorausgesagt wird – nämlich der Untergang.“ Besonders freut sie dabei, dass Jugendliche wieder verstärkt zum Buch greifen. Alles super also? „Nein“, sagt Raich. Denn von diesem Hype profitieren vor allem große Verlage und Konzerne wie Thalia.
Auch kleinere Buchhandlungen profitieren von dieser wachsenden Leserschaft nur am Rande, wie Nicole List, die in der Wiener Porzellangasse 36 die Buchhandlung List betreibt, dem KURIER bestätigt. Sie habe zwar eine kleine New-Adult-Abteilung mit persönlich ausgewählten Büchern (drei Tipps von List finden Sie unten), könne aber – aus Platzgründen – nicht das ganze Spektrum abdecken.
Und auch sie sieht den New-Adult-Hype nicht nur positiv, was vor allem an der Darstellung von Sexszenen liegt, die den Leserinnen und Lesern ein falsches Bild der Realität vermitteln: „Niemand hat drei Stunden lang Sex und dabei noch zehn gemeinsame Orgasmen.“
Drei Buchtipps aus dem New-Adult-Bereich von Nicole List:
„Glow like northern lights“ – Sarah Stankewitz, Forever Verlag
Nach dem Verlust ihres Zwillingsbruders muss Lilly ein Neuanfang wagen – dies führt sie nach Island und zu Aron. Eine Protagonistin, die Herausfinden muss, wer sie eigentlich ist – aber hat sie das einmal getan, kennt sie ihre Stärken und vor allem ihre Grenzen!
„Like Water in your hands“ - Mehwish Sohail, LYX Verlag
Eine zarte, leise Liebesgeschichte mit einer menschlichen, greifbaren Protagonistin und Themen wie Depression, mentale Gesundheit und Familienkonflikten. Und mit Charakteren mit Migrationsbiographie sorgt die Autorin für Vielfältigkeit und Sichtbarkeit in der Literatur, die man sonst zu oft suchen muss.
„Unlock my heart: Golden Heights“ – Saskia Louis, Ravensburger
Humorvoll, spannend und ja, ein bisschen Klischeebedient aber dennoch richtig cool zu lesen, weil diesmal Badgirl statt Badboy – mit der richtigen Portion an spicy Szenen!
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