Neues Album: Peppers mit zu wenig Chili

Neues Album: Peppers mit zu wenig Chili
Die Red Hot Chili Peppers schlagen nach fünf Jahren Pause mit ihrem neuen, zehnten Studioalbum "I'm With You" wieder in die selbe Kerbe.

Fünf Jahre nach der Veröffentlichung ihres zwar erfolgreichen, aber musikalisch eher schwachen Doppelalbums "Stadium Arcadium" melden sich die Red Hot Chili Peppers mit "I'm With You" zurück. Vermarktungstechnisch hat man sich dafür einiges einfallen lassen: So wurde die neue Scheibe im Internet einige Tage lang gratis gestreamt und am Dienstag gab es in Köln eine Album-Präsentation, die weltweit live in 900 Kinos übertragen wurde. Musikalisch bringt die CD allerdings eine Wiederkehr des Immergleichen. Klar, warum sollten die Kalifornier auch ihr gut funktionierendes Konzept ändern - immerhin verkauften sie bisher 60 Millionen Alben und fuhren unzählige Auszeichnungen ein. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier - vor und auf der Bühne.

Und so zimmerten Kiedis & Co erneut ein aus Rock, Punk und Funk bestehendes Konglomerat zusammen, das in den Formatradios dieser Welt nicht weiter ungut auffällt. Hervor sticht bloß der mal zackig angelegte, mal hymnisch in die Länge gedehnte, mal sympathisch falsch klingende Gesang von Kiedis. Mit diesem einfachen, gerne von Fleas schwungvoll gespieltem Bass angetriebenen Konzept füllen sie seit dem Album "Blood, Sugar, Sex, Magik" (1991) Stadien. Diesen Anspruch stellen sie auch jetzt wieder: Im Video zur Single "The Adventures Of Raindance Maggie" (siehe unten) spielen die Peppers auf einem Hausdach in Venice Beach und lassen sich, wie einst U2 in Los Angeles, von den Massen auf den Straßen feiern.

John fehlt

Ihre musikalische Eigenständigkeit hatten die Kalifornier aber stets vor allem einem Mann zu verdanken: John Frusciante. Der an der Seite von Kiedis immer wieder für Drogeneskapaden sorgende Ausnahmegitarrist stieg 2008 endgültig aus der Band aus, um seine 1994 gestartete Solokarriere voranzutreiben. Er ist aber nicht der Einzige, der fremdgegangen ist oder fremdgeht: Schlagzeuger Chad Smith gründete mit Sammy Hagar das hardrockende Altherrenprojekt Chickenfoot. Bassist Flea spielte und spielt gemeinsam mit Thom Yorke von Radiohead im Projekt Atoms For Peace. Einzig und allein Kiedis ließ die Musik beiseite und kümmerte sich in seiner Freizeit um diverse Affären - zum Beispiel mit den notorischen Mittelpunktsdamen Nina Hagen, Heidi Klum und dem Model Heather Christie. Mit Letzterer hat der "Sexiest Man of the World" (2003) und Veganer auch einen Sohn.

Schatten und Heroin

Neues Album: Peppers mit zu wenig Chili

Neben einer Hit-Garantie ("Under The Bridge", "Give It Away", "Californication") zwischen Alternative-Rock und einer kommerziell gut verwertbaren Stangenware, stehen die Red Hot Chili Peppers seit Jahren auch immer wieder für die Schattenseiten des Superstar-Business'. Seit der Gründung im Jahr 1984 reihen sich die persönlichen Abstürze aneinander. Einen guten Überblick bekommt man im Buch "Scar Tissue" (2004), der Autobiografie von Anthony Kiedis, in der die Niederlagen der Band schön dokumentiert sind. Kiedis berichtet darin zum Beispiel von der Odyssee mit einem mexikanischen Dealer, mit dem er drei Tage lang Kokain schnupfte und 24 Stunden am Tag Crack und Heroin rauchte. Oder davon, als Frusciante durch ständigen Drogenkonsum seine Zähne nach und nach verlor. Aua.

Neuer Gitarrist

Diese "wilden" Zeiten sind aber scheinbar vorbei. Im britischen Magazin Q sagte der Sänger in der Septemberausgabe: "Für mich war Sterben nie eine gute Idee." Vom Tod wird auf "I'm With You" aber trotzdem gesungen. In "Brendan's Death Song", der übrigens zu einem der besseren Lieder auf dem aktuellen Album zählt, berichtet Kiedis mit nasaler Stimme: "You know I'm almost dead / You know I'm almost gone". Dazu gesellt sich eine Lagerfeuer-Romantik, werden die Toms angeschlagen, überzeugt Flea mit groovenden Bassläufen und darf der neue Gitarrist Josh Klinghoffer sanft wie füllend die Gitarre anschlagen. Mit dem darauf folgenden "Ethiopia" wäre dann auch der Tiefpunkt erreicht. So schnell kann es gehen.

Bis auf den noch positiv auffallenden Song "Did I Let You Know", das hübsch mit Klavier daherkommende "Happiness Loves Company" oder das wundervoll unaufgeregte "Police Station" wird auf "I'm With You" der übliche Red Hot Chili Peppers-Schablonenfunk nachgezeichnet. Das geht sich aber trotzdem aus - zumindest für ein paar Millionen verkaufte Alben, gefüllte Stadien und die ein oder andere Anti-Aging-Gurkenmaske, die man während der Welttournee braucht. Alte Männer dürfen das.

Tipp: Am 7. Dezember spielen die Red Hot Chili Peppers in der Wiener Stadthalle.

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