Hilfe von Katy Perry
Aber nicht nur an das Betiteln des Albums, auch an das Schreiben der Songs sind Granada spielerisch herangegangen. „Um uns von gewohnten Kompositionstechniken zu lösen hat zum Beispiel jeder ein Buch mitgehabt, und daraus zu einem vorgegebenen Rhythmus einen Satz gesungen“, erzählt Alexander Christof, der Akkordeon und Keyboard spielt. „Oder wir haben Acts wie Coldplay, Katy Perry oder den Nino aus Wien imitiert, oder gewürfelt, welche Akkorde wir spielen. Dann haben wir geschaut, was daraus entsteht, ob uns das aufhorchen lässt. Wenn ja, haben wir damit weitergemacht.“
Fröhlicher Rock
Der Granada-Sound ist dabei wiedererkennbar geblieben, hat sich aber weiterentwickelt. Das auf den bisherigen Alben allzeit präsente Akkordeon und die karibischen Rhythmen treten in den Hintergrund, während fröhlich vorwärtstreibender Rock und Synthesizer mehr Gewicht bekommen haben.
Nach wie vor alleinverantwortlich für die Texte ist Sänger Thomas Petritsch, der seine Karriere unter dem Pseudonym Effi startete. Auch er hat sich beim Texten weiterentwickelt, fokussiert sich nicht mehr so stark auf Ironie, sondern schiebt auch viele feinfühlig erzählte Erinnerungen an damals, oder in „Wimper“ Gedanken über die Vergänglichkeit dazwischen.
Schon quasi Opas
„Aus der Sicht eines 16-Jährigen sind wir zwar mit Mitte 30 schon Opas, aber noch nicht so alt, dass das Ende des Lebens nahe wäre“, sagt Petritsch. „Trotzdem begleitet mich das Thema Vergänglichkeit schon lange. In dem Song geht es darum, was ein Leben in Relation zum Kosmos und zum Universum ist. In Relation zum Universum existiert die Erde einen Wimpernschlag lang. Wenn man sich mit der Frage auseinandersetzt, was in diesem Kontext ein Menschenleben bedeutet, könnte man denken, dass es keine Bedeutung hat. Aber am Ende kommt man doch auf den schönen Punkt, dass es sehr viel Bedeutung hat, weil es eben so schnell vergänglich ist. Jeder Moment ist das, was du draus machst.“
Erstmals haben Granada auf dem neuen Album mit „Für immer nur mit dir“ oder „Gefühl“ auch Liebeslieder inkludiert. „Es ist ein hohes Ziel, ein Liebeslied zu schreiben, das nicht kitschig oder pathetisch ist“, sagt Petritsch. „Wenn es aber aus dem Gefühl einer erfüllten Liebe sein soll, ist das sehr schwer. Deshalb hatten wir davor immer eine gewisse Scheu. Es fällt leichter, über Beziehungserfahrungen zu schreiben, die schmerzhaft waren – vielleicht weil da viel mehr Notwendigkeit dahinter steckt. Ich weiß auch nicht, wieso es sich gerade jetzt ergeben hat, dass wir da was geschrieben haben, das uns gefallen hat. Vielleicht liegt es daran, dass wir reifer geworden sind.“
Gefühlsfeuerwerk
Eine negative Auswirkung davon, reifer geworden zu sein, behandelt Petritsch in dem Song „Feiawerk“, in dem er sich nach dem Feuerwerk der Gefühle zurücksehnt, die er als Teenager empfunden hat, und beklagt, dass man im Alter mehr und mehr dagegen abstumpft. „Ich glaube, dass man in höherem Alter das innere Kind sterben lässt und dieses Uniforme, was die Gesellschaft vorzuschreiben scheint, mitträgt, anstatt zu riskieren, dass man vielleicht ein bisschen blöd angeschaut wird. Wenn man jeden Tag ins Büro geht, 40 Stunden arbeitet, verliert man das innere Kind schnell aus den Augen. Wir sind da eh noch in einer super Position, denn wir dürfen Musik machen. Wenn du auf der Bühne stehst, ist jeder Tag wie ein Kindergeburtstag.“
Granada auf Tour: 23.10. Wien/Arena,24.10.Linz/Posthof, 25.10. Graz/Orpheum
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