Neuer "Tatort" aus Wien: "Her mit der Marie!"
Irgendwo im östlichen Flachland auf der Straße nach Nirgendwo genießen Edin (Aleksandar Petrovic) und Pico ( Christopher Schärf) in einem schmucken Mercedes-Oldtimer ihre Spritztour. Der Ellenbogen hängt weit aus dem Fenster, im Radio läuft „Irgendwann bleib i dann dort“ von S.T.S, es wird geraucht (echte Tschick und „Schwuli-Tschick“, wie Pico zu Edins E-Zigarette sagt) und das Leben in vollen Zügen genossen: „Die Sunn wie Feuer auf der Haut, du riachst des Wasser und nix is laut ... “
Aber diese Idylle täuscht bzw. währt nicht lange, denn die beiden jungen Männer, die als Geldboten für einen alteingesessenen Wiener Großkriminellen namens „Dokta“ unterwegs sind, werden kurz darauf überfallen. Während Pico unverletzt überlebt, hat es Edin hinter sich. Dieser Zwischenfall ist zugleich der Startschuss für den neuen Austro-„ Tatort“ mit dem Titel „Her mit der Marie!“ (Sonntag/14.10./20.15/ORF2).
80er-Feeling
Regie führte die gebürtige Burgenländerin Barbara Eder, die nach ihrem „Tatort“-Debüt „Virus“ (2017) und nun das Drehbuch von Stefan Hafner und Thomas Weingartner umgesetzt hat. „Als ich das tolle Buch der beiden gelesen habe, hatte ich sofort Bilder im Kopf: verlorene Seelen, Proleten und Strizzis. Für mich ist die Geschichte ein moderner Western“, sagt Barbara Eder dem KURIER.
Der Titel „Her mit der Marie!“ trifft dann auch perfekt die Temperatur, die Atmosphäre, die dieser Fall verströmt. „Sehr österreichisch, sehr wienerisch, sehr strizzihaft, aber nicht verblödet – der Humor ist gut. Und der Look ist ganz speziell“, kommentiert Adele Neuhauser, die zum 19. Mal als Bibi Fellner im Einsatz ist.
Für die spezielle Optik, das 1980er-Feeling sorgen die hervorragende Kamera (Matthias Pötsch), die Kostüme, Ausstattung und die im Nachhinein hinzugefügte Farbgebung der Bilder. Solche Details sind Eder bei ihrer Arbeit als Regisseurin sehr wichtig: „Ich wollte eine gewisse Optik erzeugen, das Gelbliche der Rapsfelder im Kontrast mit dem Blau des Himmels setzen“, sagt Eder. Das erinnert einen vor allem bei den Anfangsszenen an die Wüsten-Landschaft der erfolgreichen US-Serie „Breaking Bad“, in der Walter White u. a. im Wohnmobil Crystal Meth kocht.
Um Drogen geht es im neuen „Tatort“ aber nicht – zumindest nicht vorrangig. Vielmehr geht es um die „Marie“, also ums Geld. Gestohlen wurde es dem „Dokta“ (Erwin Steinhauer), der es natürlich wiederhaben möchte. Aber der schon etwas berufsmüde gewordene Oberstrizzi mag auf seine alten Tage selbst keine Kämpfe mehr austragen. Und so überlässt er die Drecksarbeit seinem potenziellen Nachfolger Pico (Christopher Schärf) und seinem langfristigen Partner Marko (Johannes Krisch), während er, der „Dokta“, im Weingarten nach den Reben schaut.
Wiedersehen
Klären wollen den Fall aber auch Bibi Fellner und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer). Sie ermitteln gegen den ehemaligen Rotlichtkönig „Dokta“, aber auch mit ihm. Denn anders ist der Fall in der Wiener Unterwelt nicht zu lösen.
„Her mit der Marie!“ ist ein klassischer Krimi mit viel Humor, aber auch berührenden Momenten. Es ist auch ein Wiedersehen zweier alter Bekannter, zweier guter Freunde: Bibi trifft „ihren“ Inkasso Heinzi (Simon Schwarz) wieder. Für sie hat das Wiedersehen, das anfangs mit einer gemeinsamen Leberkäsjause gefeiert wird, aber auch Folgen. Denn wo der Inkasso Heinzi auftaucht, ist der Ärger nicht weit.
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