Neuer "Tatort" aus Wien: Achtung, heiß!

Wenn plötzlich die Kriminalpolizei vor der Haustür steht: Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) bringen Lili Epply zum Schwitzen.
„Verschwörung“, der neue Fall aus Wien, zieht weite Kreise – bis in die Politik hinein (ORF2/20.15). Ein Interview mit der Regisseurin Claudia Jüptner-Jonstorff.

Er war erfolgreich, wohlhabend und außerordentlich fit – trotzdem erleidet der Ministerialbeamte Willi Wagner beim Marathon-Training im Wald einen tödlichen Herzinfarkt. „Sport ist Mord“ wusste schon Winston Churchill und rechtfertigte damit augenzwinkernd seinen optisch auffälligen Bewegungsmangel. Aber das übermäßige Training hat Willi Wagner nicht umgebracht, wie sich nach der ersten Autopsie herausstellen wird. Denn im Blut des Toten wurden Spuren des Aufputschmittels Ephedrin gefunden. Wurden dem Hobbyläufer die Nebenwirkungen des Dopingmittels zum Verhängnis?

Auf diese Frage versuchen Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) eine Antwort zu finden. Aber es gibt da ein Problem, denn das Duo stochert gleich zu Beginn der Ermittlungen in ein Wespennest, was schmerzhaft endet: Eisner wird suspendiert und Fellner bekommt einen neuen Kollegen zur Seite gestellt, der sich bald als Aufpasser entpuppt. Denn von Mord will man im Innenministerium nichts wissen. Dort ist der Fall längst geklärt: Der Beamte Wagner hatte Pech – es war einfach zu heiß zum Laufen ...

Neuer "Tatort" aus Wien: Achtung, heiß!

Debüt

Neuer "Tatort" aus Wien: Achtung, heiß!

Heiß war es bei den Dreharbeiten zu „Verschwörung“ (20.15/ORF2) tatsächlich: „Wenn man sich die Bilder genau ansieht, bemerkt man, wie heiß uns allen im letzten Sommer war“, sagt die Regisseurin Claudia Jüptner-Jonstorff dem KURIER. Gedreht wurde aufgrund des ersten Lockdowns im April erst im Sommer. Dieser „Tatort“ war auch eine der ersten Produktionen, die nach dem Ausbruch der Pandemie wieder aufgenommen wurde. „Es war eine Art Testballon, der dank der strengen Sicherheitsmaßnahmen beim Drehen super funktionierte.“ Für die Niederösterreicherin, die mit der Serie „Dolce Vita“ (Michael Niavarani in der Hauptrolle) im Jahr 2000 ihr TV-Debüt als Regisseurin ablieferte, war es der erste Fall, den sie für die renommierte Krimireihe umgesetzt hat. Am Austro-„Tatort“ gefällt ihr, dass es darin immer „menschelt“. Bibi und Moritz seien vielschichtige Charaktere, an denen es viel zu entdecken gebe. „Umso schöner, dass sowohl Adele Neuhauser als auch Harald Krassnitzer immer noch mit Freude bereit sind, neue Facetten für ihre Filmfiguren zu finden.“

Soeben hat die 57-Jährige ihre Arbeiten an vier Folgen „SOKO Stuttgart“ abgeschlossen. „In den kommenden Tagen habe ich Drehbuch-Besprechungen für einige Folgen der neuen Reihe ‚SOKO Linz‘“. sagt die Spezialistin für TV-Krimis. Das Genre sei ihr egal, denn sie will einfach Geschichten erzählen, die das Publikum auf eine Reise mitnehmen. Dabei sucht sie im Vorfeld stets den Kontakt zu den Schauspielern und setzt – so oft es halt möglich ist – auf ihr „Kernteam“. Dazu gehört etwa der Kameramann Andy Löv, der auch Teil der „Verschwörung“ war.

"Verschwörung" (20.15/ORF2): Moritz (Harald Krassnitzer) und Bibi (Adele Neuhauser) sind einer Verschwörung auf der Spur, die weite Kreise zieht – bis in die Politik. Mit u. a. Hubsi Kramar, Christina Scherrer, Günter Franzmeier, Lili Epply,  Matthias Franz Stein, Serge Falck.  Es ist der erste „Tatort“ von Claudia Jüptner-Jonstorff (Regie). 
 

Neuer "Tatort" aus Wien: Achtung, heiß!
Neuer "Tatort" aus Wien: Achtung, heiß!

Harald Krassnitzer, Claudia Jüptner-Jonstorff und Adele Neuhauser bei den Dreharbeiten.

Interview mit der Regisseurin Claudia Jüptner-Jonstorff

KURIER: Was mögen Sie am österreichischen „Tatort“?

Claudia Jüptner-Jonstorff: Dass es darin so echt und ehrlich „menschelt“. Bibi Fellner und Moritz Eisner sind vielschichtige Charaktere, an denen es viel zu entdecken gibt. Umso schöner, dass sowohl Adele Neuhauser als auch Harald Krassnitzer immer noch mit Freude bereit sind, neue Facetten für ihre Filmfiguren zu finden.

Wie nähert man sich dem ersten “Tatort“ als Regisseurin?
Man hat natürlich Respekt, wenn man die Möglichkeit bekommt, zur längst laufenden TV-Filmreihe mit ihren enormen Reichweiten beizutragen. Dazu kommt, dass ich – wie mittlerweile Generationen von Menschen - mit der“Tatort“-Signation aufgewachsen bin. Das ist schon ein bewegender Moment, wenn im Schneideraum diese Signation vorn an einen Film von dir montiert wird. Beim österreichischen “Tatort” Regie zu führen, ist schon länger auf meinem Wunschzettel gestanden. Ich bin bekennender “Tatort”-Fan. Entsprechend habe ich mich über das Angebot, dabei Regie zu führen, gefreut.

Kann man so ein Angebot überhaupt ablehnen, z. B. dann, wenn einem das Drehbuch nicht gefällt?
Es ist wohl in jedem Beruf entscheidend, seinen Charakter niemals so zu verbiegen, dass man nicht mehr aufrecht gehen kann. Bislang habe ich mir solche Turnübungen ersparen können.

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Claudia Jüptner-Jonstorff

Beim österreichischen "Tatort" haben erst wenige Frauen Regie geführt. Wie sehr wird die Branche noch von Männern dominiert?
Vor 20 Jahren war ich im Rahmen der Berlinale bei einem Abendessen eingeladen, das ein TV-Sender für deutschsprachige Regisseure und Regisseurinnen ausgerichtet hatte – unter mehr als hundert Männern war ich dort eine von maximal zehn Frauen. Es ist sehr wichtig, dass es immer mehr Frauen gelingt, den Regie-Beruf auszuüben – nicht zuletzt wegen unseres doch anderen Blickwinkels auf Themen und Geschichten. Das tut dem Filmschaffen gut. Vielfalt bereichert.

Was ist Ihnen als Regisseurin wichtig?
Ich will Geschichten erzählen, die das Publikum auf eine Reise mitnehmen. Ich will meine Geschichten in klaren Bildern erzählen. Dazu gehört auch die Klarheit der Zeichnung der Filmcharaktere, ihre psychologische Ausstattung. Deshalb bestehe ich im Vorfeld auf Einzeltreffen mit allen Schauspielerinnen und Schauspielern. Dort erarbeiten wir das jeweilige Persönlichkeitsbild. Filme drehen sollte immer eine fruchtbare Beziehung sein, ein kreatives Miteinander, ein Ideenaustausch nach allen Richtungen. In der Vorbereitungszeit geschieht dies vor allem zwischen Redaktion, Regie sowie den Schauspielerinnen und Schauspielern. Diesen offenen Prozess liebe ich – es ist für mich eines der spannendsten Seiten meines Berufs.

An was arbeiten Sie gerade?
Ich habe soeben die Arbeit an vier Folgen „SOKO Stuttgart“ abgeschlossen. In den kommenden Tagen habe ich Drehbuch-Besprechungen für einige Folgen von „SOKO Linz“.

Sie drehen sehr viel im „SOKO-Bereich“. Was schätzt man in diesem Bereich an Ihrer Arbeit?
Das kann man naturgemäß selbst schwer sagen. Aber ich habe schon besonderes Lob für meine Schauspiel-Führung, die klaren Linien bei den Charakteren und für prägnante Bildsprache erhalten. Das alles gelingt mir auch deshalb, weil ich stets bestrebt bin, mein Kern-Team (Kamera, Schnitt, Regie-Assistenz) zusammenzuhalten. Mit dem strikten Vorsatz, dass uns für jeden Film etwas Neues einfallen muss.

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