Neuer Kunsthallen-Chef "löst gerne Probleme"

Neuer Kunsthallen-Chef "löst gerne Probleme"
Am Donnerstag wurde mit Nicolaus Schafhausen "einer der einflussreichsten Kunstmanager in Europa" als Nachfolger von Gerald Matt präsentiert.

Als "einen der einflussreichsten Kunstmanager in Europa" präsentierte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny am Donnerstag den neuen künstlerischen Leiter der Kunsthalle Wien: Wie der KURIER bereits am Mittwoch berichtete, hatte sich der Deutsche Nicolaus Schafhausen gegen 66 Bewerberinnen und Bewerber durchgesetzt.

Schafhausen, der zu Wiener Kunstinstitutionen seit Langem gute Kontakte pflegt, hatte seinen Einfluss zuletzt eher außerhalb europäischer Hotspots geltend gemacht: Laut Presseunterlagen ist er derzeit als strategischer Direktor der Kunstinitiativen für die kanadische Shorefront Foundation tätig. Diese sucht u. a. auf der neufundländischen Insel Fogo "im Dialog mit Künstlern und Wissenschaftlern alternative Wege zur Revitalisierung dieses von Abwanderung bedrohten Gebietes." Bis März 2013 soll Schafhausen noch Projekte in Kanada abwickeln können. Den Job in der Kunsthalle tritt er am 1. Oktober 2012 an.

Zuwanderung

Auch Wien nahm Schafhausen dank des hiesigen Wohlstands oft als "Insel" wahr. Und der 1965 in Düsseldorf geborene Kunsthistoriker will hier ebenfalls für Zuzug sorgen: Neben der Kunsthalle, für die er Themen "populär, aber nicht populistisch" aufbereiten will, liegt ihm die Einbindung kulturferner Personen am Herzen.

In Rotterdam, wo Schafhausen von 2006 bis 2012 das Kunstzentrum Witte de With leitete, habe man es verabsäumt, die Bevölkerung mit Migrationshintergrund für Kultur zu interessieren, erzählt er. Auch wenn eine Institution dies nicht allein ändern könne, möchte Schafhausen nun Themen wie "Herkunft" und "Sehnsüchte" verhandeln. Ein Wunschprojekt sei zudem eine Schau zu Michel Houellebecqs Roman "Die Möglichkeit einer Insel". Zunächst aber gelte es, mit dem Team den Status quo zu analysieren: "Ich habe immer gern Probleme gelöst."

Abwanderung

47 von 54 Kunsthallen-Angestellten hatten im März dem umstrittenen Direktor Gerald Matt ihr Misstrauen ausgesprochen und die Stadt gebeten, für klare Verhältnisse zu sorgen. Für Mailath ist mit Schafhausens Bestellung nun der "Schlussstein" der Umstrukturierung gesetzt. Der neue Chef wird gemeinsam mit der kaufmännischen Leiterin Ursula Hühnel-Benischek wirken. Die langjährige Sprecherin und Marketing-Chefin, Claudia Bauer, verließ einvernehmlich das Unternehmen.

Die Aufarbeitung der Vorwürfe gegen Ex-Direktor Matt ist indes nicht abgeschlossen – ein weiterer Prüfbericht der Firma HLB Intercontrol wurde an Kontrollamt und Staatsanwaltschaft übergeben, so Mai­lath. Letztere ermittelt wegen Untreue gegen Matt, seine Ex-Geschäftsführerin und den Vorstand des ehemaligen Kunsthallen-Trägervereins.

Mehr zum Thema

  • Hintergrund

  • Hintergrund

  • Hauptartikel

Kommentare