Heute in der Staatsoper: Netrebkos Rückkehr, die keine ist

Heute in der Staatsoper: Netrebkos Rückkehr, die keine ist
Wiener Staatsoper: Spektakulärer Saisonauftakt mit „La bohème“.

Anna Netrebko singt wieder an der Wiener Staatsoper. Wobei: Wieder?

Im Gegensatz zu anderen Opernhäusern, zum Beispiel der Bayerischen Staatsoper oder der New Yorker Metropolitan Opera, hatte die Wiener Staatsoper die Zusammenarbeit mit ihr nie auf Eis gelegt. Fraglich war nur, ob sie aufgrund der aktuellen Entwicklungen bei der Wiederaufnahme von Verdis „Aida“ im Jänner 2023 tatsächlich singen werde (wird sie, noch dazu an der Seite von Jonas Kaufmann und Elīna Garanča).

Als nun Staatsoperndirektor Bogdan Roščić für die Saisoneröffnung am 5. September umdisponieren musste, weil die Wiederaufnahme von Halevys „La Juive“ nach den Absagen von Roberto Alagna und Sonya Yoncheva platzte (für Insider fast erwartungsgemäß), nützte er die sich ihm bietende Chance, machte aus „La Juive“ Puccinis „La bohème“ und engagierte Anna Netrebko für die Rolle der Mimì (an der Seite von Vittorio Grigolo als Rodolfo). Damit setzte er der Debatte, ob man Netrebko aufgrund ihrer Haltung dem Krieg in der Ukraine gegenüber auftreten lassen sollte, zumindest aus Sicht der Staatsoper ein Ende. Die Rückkehr ins Haus ist also keine wirkliche, der erste Auftritt kommt nur früher als geplant.

Ein Großteil des Publikums findet das Engagement selbstverständlich – warum sollte man auch einen Boykott über sie verhängen? Manchen jedoch ist jede Aktion von Netrebko, jedes Posting, jede Zu- oder Absage Anlass für eine Debatte. Sie polarisiert mehr als alle anderen Opernkünstler. Warum?

Als nun Staatsoperndirektor Bogdan Roščić für die Saisoneröffnung am 5. September umdisponieren musste, weil die Wiederaufnahme von Halevys „La Juive“ nach den Absagen von Roberto Alagna und Sonya Yoncheva platzte (für Insider fast erwartungsgemäß), nützte er die sich ihm bietende Chance, machte aus „La Juive“ Puccinis „La bohème“ und engagierte Anna Netrebko für die Rolle der Mimì (an der Seite von Vittorio Grigolo als Rodolfo). Damit setzte er der Debatte, ob man Netrebko aufgrund ihrer Haltung dem Krieg in der Ukraine gegenüber auftreten lassen sollte, zumindest aus Sicht der Staatsoper ein Ende. Die Rückkehr ins Haus ist also keine wirkliche, der erste Auftritt kommt nur früher als geplant.

Ein Großteil des Publikums findet das Engagement selbstverständlich – warum sollte man auch einen Boykott über sie verhängen? Manchen jedoch ist jede Aktion von Netrebko, jedes Posting, jede Zu- oder Absage Anlass für eine Debatte. Sie polarisiert mehr als alle anderen Opernkünstler. Warum?

Die Gründe

Weil sie rein sängerisch die Größte ist und man sich an Gigantinnen lieber abarbeitet. Weil sie nicht zu jenen zählt, die gerne intensiv proben und oft erst knapp vor einer Aufführung anreist. Weil Interviews nicht zu ihren herausragenden Stärken zählen und sie oft mehr für Konfusion als für Aufklärung sorgt. Und auch, weil sie zuletzt allzu oft an der Seite ihres Mannes Yusif Eyvazov auftrat und die künstlerische Annäherung qualitativ in seine Richtung ging.

Was den russischen Krieg betrifft, reichen die Vorwürfe ihr gegenüber ins Jahr 2014 (Überfall auf die Krim) zurück, weil sie damals für ein zerstörtes Opernhaus in Donezk spendete und Fahnen von Separatisten schwang. Im Februar hatte sie sich zunächst nicht vom russischen Einmarsch distanzieren wollen, Ende März verurteile sie ihn und sprach sogar von „Krieg“, darauf wurde sie von russischen Theater gesperrt. In Wien macht sie nun, was sie viel besser kann als politisch argumentieren: singen. Die Vorstellung war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.

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