Netrebko triumphiert als Puccinis Tosca an der Scala

Netrebko triumphiert als Puccinis Tosca an der Scala
Nachtkritik: Die Saisoneröffnung am berühmtesten Opernhaus der Welt in Starbesetzung.

Kaum zu glauben, aber Puccinis „Tosca“ war noch zuvor nie bei der traditionellen Saisoneröffnung der Mailänder Scala am 7. Dezember zu hören gewesen – dem Spektakel, bei dem eleganz- und preismäßig der Opernball auf die Salzburger Hofstallgasse trifft. Umso höher waren die Erwartungen in diesem Jahr, noch dazu, da Anna Netrebko in der Titelrolle angekündigt war.

Vor eineinhalb Jahre hatte sie diese Partie erstmals an der New Yorker Met gesungen, damals schon bejubelt wie ein Popstar. Diesmal wirkte sie anfangs etwas nervös, wurde von Akt zu Akt besser, sang das „Vissi d’arte“ bezaubernd, zerbrechlich, sensibel, elegant und schön und steigerte sich auch zu einer intensiven Darstellung, zu der sie fähig ist wie wenige andere.

Francesco Meli war bei der weltweit in Kinos übertragenen Aufführung der Cavaradossi an ihrer Seite, mit guter Höhe, schlankem Tenor, schöner Italianità, aber nicht sehr vielen Farben in seiner Stimme. Luca Salsi ist ein Scarpia mit noblem Timbre, guter Technik, aber mehr Power und Dämonie im Spiel.

Riccardo Chailly sorgte am Pult des Scala-Orchesters für Präzision, anfangs auch für Wucht, manches geriet dann doch kammermusikalisch zart, dramaturgisch könnte die Gestaltung aber ausgefeilter sein. Gespielt wird die Uraufführungsfassung aus dem Jahr 1900 aus Rom, die musikalisch etwas mehr Zuckerguss hat.

Apropos Rom: Regisseur Davide Livermore baute die halbe Hauptstadt auf die Bühne des Opernhauses im italienischen Norden. Die Kirche Sant’Andrea della Valle ist ebenso üppig ausgestattet wie der Palazzo Farnese. Alles dreht sich, alles bewegt sich. Und mittendrin eine Tosca, die ihren Mord und ihren Suizid vermittels einer Doppelgängerin nochmals erlebt.

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