Begleitet wird die Sopranistin (Beginn: 19 Uhr) am Klavier von Pavel Nebolsin und der exzellenten Mezzosopranistin Elena Maximova bei (zwei) Offenbach-Duetten. „Ich habe Musiknummern ausgewählt, welche die gesamte Vielfalt der Musik widerspiegeln.“
Das soll heißen: Netrebko singt Lieder von Tschaikowsky, Rachmaninow, Debussy, Charpentier, Rimsky-Korsakow, Dvorák, Leoncavallo, Bridge oder eben Offenbach. Aber die Netrebko singt auch Richard Strauss. „Das muss für Wien einfach sein, und ich liebe diesen Komponisten“, so der Star.
Wer live dabei sein will, kann Karten um 20 Dollar (ca. 17 Euro) auf der Website der New Yorker Metropolitan Opera (metopera.org) kaufen. Die Veranstaltung kann 14 Tage nachgehört werden. Ohne Pferde, aber mit Anna!
Anna und die Krise
Normalerweise ist jeder Auftritt von Anna Netrebko eine Freudensnachricht für den Opernfreund. Wenn Netrebko singt, sind Höchstleistungen und Musikglück vorprogrammiert.
Die beiden am Dienstag präsentierten Österreich-Auftritte aber haben in die Freude auch bittere Noten verpackt: Denn die Gala in der Hofreitschule für die Metropolitan Opera in New York soll helfen, die Millioneneinbußen des berühmten Opernhauses abzufedern. Dessen finanzielle Zukunft steht nach eineinhalb Jahren Schließzeit (wenn nicht mehr!) nach wie vor auf überaus wackeligen Beinen.
Und dass die Osterfestspiele in Salzburg die zuerst szenisch, dann konzertant geplante „Turandot“ mit Netrebko nun ganz streichen mussten, verweist auf die anhaltenden Herausforderungen, die gerade die Klassik noch viele Monate lang begleiten werden.
Riesenkunstapparat
Vielleicht mit Ausnahme von Rockmusiktourneen sind Opern die größten Maschinen im Kulturbereich – und dementsprechend schwierig sind diese Riesenapparate wieder anzuwerfen, wenn sie einmal zum Stillstand gekommen sind. Die Metropolitan Opera hat am 12. März 2020 geschlossen, bald 280 Vorstellungen wurden abgesagt.
Das renommierte Haus hat mit Spenden, Geldgebern und Krediten das vergangene Geschäftsjahr halbwegs auf Null abgeschlossen. Und u. a. dadurch, dass die Orchestermusiker nicht weiterbezahlt wurden. Verhandlungen über reduzierte Bezahlung des Orchesters scheiterten.
Auch mit den Bühnenarbeitern lieferte man sich kontrovers geführte Verhandlungen über die Schließzeit, was darin mündete, dass Opernchef Peter Gelb nun für die Vorarbeiten für die kommende Saison hausfremde Arbeiter hinzuziehen muss.
(Dementsprechend mit gemischten Gefühlen sehen manche Mitarbeiter die Streamingkonzerte aus Europa, mit denen die Met Geld einspielen will, ohne eigene Musiker zu beschäftigen.)
Neustart
Wie die Wiedereröffnung in New York vonstatten gehen wird, ist noch offen – und die Absage der Salzburger „Turandot“ zeigt, wie fragil das Business noch ist. Im Big Apple sorgt man sich um die Rückkehrwilligkeit des entwöhnten Publikums und will mit den Streamingkonzerten für die Aufrechterhaltung der Beziehung zum Haus sorgen.
Es gilt, 3.800 Sitzplätze jeden Abend zu füllen. Das künstlerische Erleben muss „besser als je zuvor sein, um das Publikum zurückzuholen“, sagte Gelb.
Stardirigent Riccardo Muti warnte sogar davor, dass das Orchester – für ihn gemeinsam mit dem Opernhaus Teil des Weltkulturerbes – in der Existenz gefährdet sei. Die Oper zeigte sich während der Pandemie von ihrer „viel zu zerbrechlichen“ Seite, wie auch der Musikchef der Met, Yannick Nézet-Séguin, sagte.
Jede Schwächung der Oper in New York hat Auswirkungen bis nach Wien. Denn die Opernwelt besteht nicht nur aus einzelnen Häusern, sondern diese ergeben eine Gesamtapparatur, die nur dann funktioniert, wenn die Einzelteile ausreichend arbeiten. Fehlen künstlerische Konkurrenz oder auch Betätigungsfelder für Sänger an der Spitze und solche, die an die Spitze gelangen wollen, gerät die ganze Branche ins Wanken – egal, wie schön Anna Netrebko singt.
Kommentare