Netrebko: Jubel, wenn sie eine Arie singt

Kritik: Anna Netrebko auf der Bühne zu sehen ist ein Glücksfall. Am Montag begeisterte sie deshalb auch das Publikum bei ihrem ersten Festspiel-Auftritt 2011.

Sobald Anna Netrebko die Bühne betritt, ist das Publikum begeistert. Das ist verständlich, weil es sich bei ihr um den seltenen Glücksfall einer Sängerin handelt, die im musikalischen Fach ebenso besticht wie im gesellschaftlichen.

Montag im Großen Salzburger Festspielhaus: Die Netrebko-Fans freuen sich auf den ersten Auftritt ihres Lieblings beim diesjährigen Festival. Dabei handelt es sich um keine Oper, um keinen Lieder- oder Arien-Abend, sondern um ihre Mitwirkung im "Stabat Mater" von Rossini. Darin hat sie eine Arie, ein Duett mit der Mezzosopranistin und ein Quartett mit den anderen Gesangssolisten zu bestreiten. Mehr nicht. Das macht sie allerdings hinreißend, mit ihrem warmen, dunklen Timbre, ihrer großen Stimme, ihrer beachtlichen Ausstrahlung.
Dass sie danach fleißig CDs signiert (das Werk gibt es in dieser Konstellation auch auf Tonträger), lässt den Abend zwar ein bisschen wie eine Marketing-Angelegenheit erscheinen, ändert aber nichts an der Qualität des Gebotenen.

Netrebko zur Seite: Marianna Pizzolato mit riesigem Mezzo - sie würde man sich sofort auch in anderen Partien, von der Dorabella bis zur Eboli, wünschen; Matthew Polenzani mit schlankem Tenor und famoser Höhe; sowie Ildebrando D'Arcangelo mit profundem Bass und großer Italianità.

Oper und Kirche

Apropos Italianità: Das "Stabat Mater" von Rossini wurde völlig zu Recht immer wieder kritisiert, weil der Komponist in dieses geistliche Werk so viele Opernelemente eingebaut hat, dass es ziemlich oberflächlich wirkt. Positiv formuliert ist es ein sakrales Bravourstück, in dem auch für Orchester und Chor genügend Raum zur weltlichen Entfaltung besteht.

Antonio Pappano nützt diesen mit dem Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia, dem er als Chef vorsteht, gekonnt aus. Seine Interpretation ist mächtig, klangorientiert, fein ausbalanciert, eigentlich hochromantisch, fast so, als würde er Wagner dirigieren.

Warum er jedoch vor der Pause die Symphonie D-Dur Hob. I:104 von Joseph Haydn zur Aufführung brachte, erschloss sich nicht. Er hat zu Haydn mit diesem Orchester wenig zu sagen und agiert zu vordergründig, zu ästhetisch. Da ist die Haydn-Interpretation längst viel weiter.

KURIER-Wertung: **** von *****

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