Zengel machte bereits mit ihrer explosiven Rolle in Nora Fingscheidts Regiedebüt „Systemsprenger“ von sich reden, in dem sie ein wütendes und brüllendes Problemkind spielte. Auch in „Neues aus der Welt“ begleitet sie ihren ersten Auftritt mit lautem Geschrei: „Kannst du Deutsches spreken?“ versucht Tom Hank radebrechend, das rabiate Kind zu beruhigen. Doch Johanna spricht nur Kiowa, die Sprache eines indianischen Stammes, der sie als Kleinkind entführt hat.
„Neues aus der Welt“ von „Captain Phillips“-Regisseur Paul Greengrass tuckert als lakonischer, langmütiger Roadmovie-Western durch die wunderschöne Landschaft von Texas und trübt die herrlichen Aussichten mit nur einigen, wenig aufregend erzählten Zwischenfällen.
Tom Hanks spielt Captain Jefferson Kyle Kidd, einen Bürgerkriegsveteranen, der mit einem Pack von Zeitungen durch verstaubte Provinznester tingelt und dort den Leuten für zehn Cent die neuesten Nachrichten vorliest: „Die Meningitis wütet noch immer“, informiert er seine Zuhörerschaft, die mit offenem Mund lauscht; „bereits 97 Menschen sind verstorben,“
Ein aufgeregtes Gemurmel geht durch die Menge.
In Zeiten von Twitter und Social Media erscheint die Vorstellung, dass jemand von Dorf zu Dorf reitet und dort den KURIER oder gar die New York Times vorliest, wunderbar kurios. Doch das Nachrichten-Business bleibt leider nur Nebensache in diesem innigen, aber ansonsten sehr konventionellen Western: Nachdem der Captain das blonde Mädchen aufgegabelt hat, erklärt er sich bereit, sie zu ihren deutschen Verwandten zu begleiten. Gemeinsam bestreiten sie die gefährliche Reise, und wenn das Abenteuer Pause macht, lernen sie Vokabel.
Wer Tom Hanks mag, wird ihn hier umso mehr lieben. Wer nicht, kann zumindest Kiowa lernen.
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