Nestroyhof Hamakom: Wenn man eigene Wege gehen muss

Andrea Eckert als Rose Rose
Andrea Eckert berührt mit dem Monolog "Rose“- und „Out for Change“ berichtet von Menschen, die ihre ultraorthodoxen Familien verlassen haben

Im Monolog „Rose“ von Martin Sherman, 1999 uraufgeführt, sitzt eine alte Jüdin auf einer Bank Schiv’a (Trauer für einen Verstorbenen). Für wen? Das sollte man besser nicht verraten. Jedenfalls: Während des Trauerns rekapituliert die Holocaust-Überlebende, die einen Herrn Rose geheiratet hat und daher „Rose Rose“ heißt, ihr turbulentes, tragisches, von vielen Verlusten gekennzeichnetes Leben.

 

Gleich zu Beginn erzählt Rose, dass sie in einem Schtetl namens Jultischka nahe Tschernobyl aufgewachsen ist. Sie wird mit ihrer Familie von den Nationalsozialisten vertrieben und überlebt das Warschauer Getto. 1947 will sie mit dem Schiff nach Palästina, doch die Briten verhindern das im Kampf mit der zionistischen Untergrundorganisation Hagana brutal: „In der Nacht drehten die Kriegsschiffe bei. Sie quetschten uns ein. Dann rammten sie uns. Dann Tränengas. Britische Seeleute mit Stahlhelmen enterten das Schiff. Sie hatten Knüppel. Wir hatten Limonade.“

Andrea Eckert, unter anderem als Maria Callas jahrzehntelang ein Publikumsliebling am Volkstheater, hat dieses ungemein berührende Stück 2022 im Nestroyhof Hamakom zur österreichischen Erstaufführung gebracht – in der Regie von Ruth Brauer-Kvam: Die tief tragische, mit jüdischem Humor erträglich gemachte Lebensgeschichte der Rose, die als einzige ihrer Familie die Shoah überlebte, fesselt von der ersten Sekunde an.

„Rose“ ist jetzt wieder im Nestroyhof Hamakom zu sehen – noch am 3. und 4. März um 20 Uhr. In der kommenden Woche, am 9. und 10. März um 19 Uhr, zeigt das Theater ein Gastspiel aus Israel, das „möglicherweise divergierende Meinungen“ provoziert. Denn „Out for Change“ basiert auf wahren Geschichten von jungen Menschen, die ihre ultraorthodoxen Familien verlassen haben, um eigene Wege zu gehen, die sich mit den Regeln und Gesetzmäßigkeiten der Gemeinschaft nicht vereinbaren ließen.

Gespielt und gestaltet wird der Abend von Adi Goral und Künstlern aus Israel, die diesen Weg selbst gegangen sind: „Ein solcher Schritt ist mit großen persönlichen und sozialen Konsequenzen verbunden – davon erzählt die Inszenierung.“ Vorsorglich ist auf der Website des Theaters zu lesen: „Keinesfalls sollen durch die Inszenierung jüdische Klischees bedient oder Verallgemeinerungen gegenüber der jüdischen Religionsgemeinschaft getroffen werden.“

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