Nesterval begeistert im Prater mit „Sex, Drugs & Budd’n’brooks“

Das ist schon lange her: Die Familie Nesterval feiert im Ballsaal eine Hochzeit
Aufstieg und Fall einer ehrenwerten Familie frei nach Thomas Mann - mit Dominas, Würmern und Pfefferminz-Koks

Der Kritiker der Süddeutschen Zeitung war nach der Uraufführung von „Sex, Drugs & Budd’n’brooks“ 2021 in Hamburg ziemlich schlecht gelaunt. Er tat das, wie man heute sagt, „immersive“ Spektakel der Wiener Gruppe Nesterval rund um Martin Finnland im Bunker-Club Übel & Gefährlich von St. Pauli als „Anschauungsseminar für queeres Nachtleben“ ab. Der „sehr lange Abend des Mitmachzwangs“ sei letztlich doch nur ein schlagender Beweis dafür gewesen, „dass die Radikalthesen der Identitätsaktivisten den schleichenden Untergang der performativen Künste bedeuten“ würden.

Doch weit gefehlt! Die Adaption von Thomas Manns erstem Roman „Die Buddenbrooks“ über den Niedergang einer Lübecker Kaufmannsfamilie ist überbordend, witzig, betörend und berauschend – und pures, echtes Theater. Denn auch Dominas und Stricher spielen ja bloß Rollen. Sie verleihen „Sex, Drugs & Budd’n’brooks“, mitfinanziert von Brut, einen Hauch an Authentizität. Dass alles nur Spiel ist, ist von der ersten Prise Koks an klar. Sie riecht scharf nach Pfefferminz.

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