Matthias Euler-Rolle: Weil ich die Geschichte des Menschen Mozart zeitgemäß erzählen wollte. Auch für Leserinnen und Leser, die keine Klassikkenner sind. Mir geht es um den Rebellen, um den Rockstar, um den Revoluzzer. Die Welt braucht mehr davon. Und ich bin überzeugt: Man kann nicht oft genug über Mozart sprechen und Mozart hören – dann wird die Welt vielleicht auch eine bessere.
Aber warum schreiben gerade Sie ein solches Buch?
Ich liebe Mozart, ich bin mit klassischer Musik aufgewachsen. Meine Mutter und meine Großmutter haben Klavier gespielt, und ich habe daheim gehört, wenn sie Passagen verhaut haben, die Horowitz nicht verhaut hat. Ich denke mir, dass jemand, der so großartige Musik wie Mozart geschrieben hat, ein großartiger Mensch gewesen sein muss. Aber er wird in Filmen oft total hysterisch dargestellt. Ihm wurde die Kindheit geraubt, er musste immer funktionieren. Als Erwachsener war er immer noch eine Art Kind – ähnlich wie Michael Jackson. Und er war voller Liebe, deshalb trägt mein Roman auch den Untertitel „Die Liebe ist’s allein“, ein Zitat aus der „Zauberflöte“.
Wie haben Sie recherchiert?
Viel gelesen, viele Filme gesehen, Hörbücher gehört, ich war auch viel im Mozarteum im Salzburg. Dann habe ich die Recherchen mit historischen Ereignissen verknüpft. Ich wollte nicht die nächste Mozart-Biografie schreiben. Das ist kein musikwissenschaftliches Werk, sondern ein Roman mit Fiktion und historischen Elementen. Mir ging es auch stark um die Beziehung zu Lorenzo Da Ponte – eine Buddy-Story sozusagen.
Gegen Ende des Buches zitieren Sie Mozart mit dem Satz: „Wenn du Kritiker bist, hast du nichts anderes zu tun, als andere zu kritisieren. Du musst niemals selbst etwas schaffen, dich selbst dem Wind der Beurteilung stellen“. Und: „Es ist mir völlig egal, was Eunuchen über die Liebe schreiben.“ Wollten Sie sich damit gleich gegen mögliche Kritik wappnen?
(lacht) Dieses Zitat stammt von Oskar Werner, ich habe es Mozart in den Mund gelegt. Aber vielleicht habe ich diese Passage unbewusst wirklich auch dafür geschrieben, dass ich sie mir vorlesen kann, wenn Kritik kommt. Für manche Kritiker der Hochkultur ist es wahrscheinlich ein Affront, wenn jemand wie ich sich an einen Gott wie Mozart heranwagt, da hat man mit Vorurteilen zu kämpfen. Aber um all das geht es mir nicht. Mir geht es um eine junge Generation, die sehen soll, wie man als Querdenker, wie Mozart einer war, mit neuen Zugängen kreativ sein kann.
Sie sagen, wenn sich jemand wie Sie an Mozart wagt . . . Was sind Sie eigentlich von Beruf?
Ich bin Geschichtenerzähler. Das war ich in jungen Jahren im Radio, später im Fernsehen, dann mit meiner Agentur im PR-Bereich. Und eigentlich auch in der Politik, da geht es ebenfalls um das Kommunizieren von Themen und um Menschen.
Ist dieses Buch der Auftakt oder der Abschluss Ihrer Tätigkeit als Autor?
Eher der Auftakt.
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