Nächster Akt im Polit-Spiel um den ORF

Nächster Akt im Polit-Spiel um den ORF
ORF-General Wrabetz behält sich die personelle Hoheit über die TV-Information. Alles Inhaltliche soll Fritz Dittlbacher regeln.

Politiker lernen nichts aus der Geschichte", erinnert ein ORF-Mitarbeiter an das Jahr 1999, als Viktor-Klima-Festspiele im Fernsehen stattfanden. Auf dem Küniglberg befürchtet man nun eine Neuauflage mit Kanzler Faymann (SPÖ). Grund: Generaldirektor Alexander Wrabetz behält sich, trotz des neu geschaffenen Postens der TV-Direktorin, die personelle Alleinverantwortung für die Information. Inhaltlich wird alles Wichtige über den Tisch von Chefredakteur Fritz Dittlbacher gehen. Gegen dessen von der SPÖ betriebene Kür hatte Elmar Oberhauser als Info-Direktor opponiert und wurde prompt abgesetzt.

Noch mehr Macht

Dittlbacher könnte laut APA sogar für die politikrelevanten TV-Magazine wie "Report" verantwortlich werden, also noch mehr Macht bekommen. Im ORF spricht man schon vom "roten Mück". Werner Mück war 2002 bis '06 machtbewusster Chefredakteur mit ÖVP-Schlagseite. Dittlbacher gilt aber als umgänglicher. Wrabetz verweist lieber auf das "ZDF-Modell" und betont, er habe die oberste Verantwortung per Gesetz. Und Dittlbacher beteuert, dies sei so auch im ORF-Gesetz und im Redakteursstatut festgehalten. Das unterstreicht Kathrin Zechner, die "keinen Grund für Aufregung sieht. Ich bin TV-Direktorin über alle Abteilungen hinweg, in Anerkennung des gesetzlichen Sonderstatus der Chefredaktion." In ihrem Bereich sollte man handelnde Personen nach Qualifikation beurteilen. "Sie haben sich eine Platzzuordnung nicht verdient."

Verneint wird von den ORF-Chefs gestiegener politischer Druck der Koalitionsparteien, von dem Mitarbeiter berichten. Der ORF habe bei Korruptionsaffären und Inseraten nichts verschwiegen. "Und das ,ZiB2'-Interview mit dem Medien-Staatssekretär zur Inseraten-Angelegenheit war sicher keine Wohlfühlberichterstattung", so Dittlbacher. Allerdings: Just in der "Zeit im Bild" wurde das Top-Thema heruntergespielt.

KOMMENTAR: Der falsche Weg

Etwa eine Million Österreicher sehen täglich die "Zeit im Bild". Für viele ist sie immer noch das Fenster zur Welt. Was hier vorkommt, ist wichtig. Was hier gesagt wird, stimmt. Das Nachrichten-Flaggschiff des ORF hat eine hohe Glaubwürdigkeit. Und viele Seher. Dass Politiker und Entscheidungsträger in dieser Sendung gut dastehen wollen, ist klar.
Um das zu erreichen, gibt es zwei Wege. Gute Arbeit machen und hoffen, dass gute Journalisten entsprechend darüber berichten. Oder: Versuchen, direkt auf die Redaktion zuzugreifen. In Österreich verwendet man Zeit und Energie gerne auf Letzteres. Jahre, nachdem Werner Mück als ÖVP-affiner Chefredakteur ein straffes Regiment führte, herrscht nun Angst vor einem "roten Mück".

Die ORF -Information als Spielball der Parteien - das zeugt nicht nur von unterentwickeltem Demokratieverständnis, das ist auch Verrat an den Zuschauern und an vielen kompetenten, unabhängigen ORF -Journalisten. (Anna Gasteiger)

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