"Don Giovanni": Von Triumphen und Aufregern

Wenn man " Don Giovanni" schon im Allgemeinen als "Oper aller Opern" bezeichnet, so gilt das für die Salzburger Festspiele im Speziellen. Die Premiere der Neuproduktion von Regisseur Sven-Eric Bechtolf und Dirigent Christoph Eschenbach ( Nachtkritik siehe unten) war bereits die 206. Vorstellung der Mozart/Da-Ponte-Oper in der Geschichte des Festivals.
Auch die allererste bei den Festspielen aufgeführte Oper war "Don Giovanni", damals noch auf Deutsch im Landestheater gespielt. 1922 dirigierte Richard Strauss die Wiener Philharmoniker, die Regie stammte von Hans Breuer, Alfred Jerger sang die Titelpartie.
1926 gab es eine Neuinszenierung von Marie Gutheil-Schoder, am Pult stand Franz Schalk. 1929 inszenierte Lothar Wallerstein, Dirigent war wieder Schalk.
Zwei weitere Neuproduktionen gab es noch vor dem Zweiten Weltkrieg, 1934 von Karlheinz Martin (mit Bruno Walter am Pult) und 1938 von Wolf Völker (mit Karl Böhm als Dirigenten).
Danach kamen zwei als legendär geltenden Produktionen, beide unter Wilhelm Furtwängler, einmal mit Tito Gobbi als Giovanni, einmal mit Cesare Siepi. 1950 führte Oskar Fritz Schuh Regie, ’54 war Herbert Graf Regisseur.
Karajan

Zu einem Meilenstein wurde die Inszenierung von Patrice Chereau 1994 während der Intendanz von Gerard Mortier. Daniel Barenboim war der Dirigent, Ferruccio Furlanetto der Don Giovanni, Bryn Terfel der Leporello. 1999 dirigierte Lorin Maazel bei einer weniger wichtigen Inszenierung von Luca Ronconi.

Weniger erfolgreich und ein szenischer Aufreger war die Premiere 2008 unter Intendant Jürgen Flimm: Regisseur Claus Guth siedelte die Geschichte im Wald an, Donna Anna (Annette Dasch) musste in High Heels auf Felsbrocken singen, Christopher Maltman war Giovanni, Bertrand de Billy der Dirigent.
So ziemlich das Beste, was man über die Neuproduktion von Mozart/Da Pontes „Don Giovanni“ bei den Salzburger Festspielen sagen kann, ist: Sie ist zumindest szenisch gelungener als die letzte Premiere von Regisseur Claus Guth, die im Wald angesiedelt war. Unter Sven-Eric Bechtolf spielt „Don Giovanni“ im Hotel, was aber auch nicht immer logisch wirkt und bei der Personenführung nicht konsequent genug durchgezogen wird.
Das Einheitsbühnenbild von Rolf Glittenberg wird nach einer gewissen Zeit furchtbar öd.
Christoph Eschenbach am Pult der Wiener Philharmoniker sorgt bei der Ouvertüre für enormes Tempo, dann fehlen aber die nötige Differenzierung und auch die Dramatik. Dieser „Don Giovanni“ ist musikalisch ein ziemlicher Einheitsbrei.
Unter den Sängern ist Anett Fritsch als dramatische, aber dennoch präzise Elivira die Beste, Ildebrando d’Arcangelo singt die Titelpartie zu voluminös und in einigen Passagen zu wenig sensibel, der Leporello ist definitiv nicht Luca Pisaronis beste Partie. Seine Figur ist eine Mischung aus Clown und Intellektueller. Lenneke Ruiten als Donna Anna ist die größte Enttäuschung, Andrew Staples als Don Ottavio kommt gleich danach. Valentina Nafornita ist eine Zerlina mit süßer Ausstrahlung, stimmlich aber nicht idealbesetzt, Alessio Arduini als Masetto bedeutend besser und Tomasz Konieczny als Komtur zumindest mächtig. Das Publikum applaudierte, ein paar Buhs für die Regie.
Die Geschichte in Bildern
Im Zeichen des Gedenkens an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren stand die offizielle Eröffnung der 94. Salzburger Festspiele.
Historiker Christopher Clark, der zuletzt mit „Die Schlafwandler“ ein hochgelobtes Buch über die Wege in den Ersten Weltkrieg geschrieben hatte, zog als Eröffnungsredner Parallelen ins Heute: „Wir befinden uns – wie die Zeitgenossen des Jahres 1914 – in einer zunehmend gefährlichen, multipolaren Welt, gekennzeichnet durch regionale Krisen.“
Die Zeit werde geprägt durch den Aufschwung Chinas zur Weltmacht – und den „vermeintlichen Niedergang“ der USA. „In elf von fünfzehn Fällen, wo im Laufe der letzten 500 Jahre die bestehenden Machtverhältnisse durch das Emporkommen einer neuen Großmacht infrage gestellt wurden, gab es Krieg.“
Der Konflikt in der Ukraine sei eine vergleichsweise geringe Gefahr für den Weltfrieden. Und „die Europäische Union ist ein Projekt, das zu den größten Errungenschaften der Geschichte der Menschheit gehört.“
Bundespräsident Heinz Fischer betonte die Notwendigkeit, Lehren aus der Geschichte zu ziehen. „Kunst ist auch ein Mittel gegen Verallgemeinerung und Vorurteil, gegen Rassismus, Hetze und Antisemitismus“, sagte Kulturminister Josef Ostermayer.
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