Nachtkritik: Bester Jedermann aller Zeiten

Nachtkritik: Bester Jedermann aller Zeiten
Die traditionelle Premiere der Salzburger Festspiele hat dazugewonnen: Noch besser, noch präziser, noch detailreicher.

Mit der schon traditionellen "Jedermann"-Premiere auf dem Domplatz - auch dem Wetter gebührt Applaus! - begannen Mittwoch Abend die 91. Salzburger Festspiele sozusagen offiziell. Und sie begannen mit einer fantastischen Aufführung.

Christian Stückls radikal entkitschte Neudeutung und Inszenierung von Hofmannsthals Sterbe-Schmonzette ist im zweiten Jahr noch besser, noch präziser, noch detailreicher geworden. Vielleicht zum ersten Mal in der Festspielgeschichte ist das jetzt ein wirklich ernst zu nehmendes Stück und nicht nur eine Fremdenverkehrsattraktion, ein Exponat aus längst vergangenen Zeiten. Dieser Jedermann ist ein skrupelloser Finanzspekulant, sehr heutig, sehr glaubwürdig, sehr echt.

Bemerkenswert: Das Ende (Bekehrung und Erlösung), früher stets ein Quell unfreiwilligen Humors, ist jetzt ein Glanzstück der Aufführung, krass komisch, berührend und beklemmend gleichzeitig. Großer Jubel für ein starkes, von einem entfesselten Nicholas Ofczarek angeführtes Ensemble.

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