Nachbilder des Vordigitalen: Die Künstlerin Agnes Fuchs im mumok

Nachbilder des Vordigitalen: Die Künstlerin Agnes Fuchs im mumok
Das Werk "Her Eyes Were Green" (bis 8. 10.) arrangiert Schaltpläne und Schachtelhalme zu einer Fundstätte für Technik-Archäologen

So viele Sinneseindrücke, so wenig Einblick: Für all die Bilder und Zeichen, die tagein, tagaus über Screens aller Art auf uns einprasseln, haben wir doch reichlich wenig Ahnung von den Mechanismen, die diese Informationen zu uns bringen. Technik ist für den meisten abstrakt, und die Möglichkeit, sie einmal aus der Distanz zu betrachten und zu verstehen, ist eher nur eine schwache  Hoffnung. 

Wenn der Installation   der Künstlerin  Agnes Fuchs, die noch bis 8. Oktober im Wiener mumok zu sehen ist, etwas gelingt,  dann das: Uns mit der Unzulänglichkeit unserer technischen Imagination zu konfrontieren. Es ist vielleicht die sprödeste Ausstellung, die Ihr Rezensent in diesem an spröden Ausstellungen nicht armen Haus jemals gesehen hat – doch immerhin ist es eine  Nuss, die kontinuierlich auffordert, in sie hineinzubeißen.

Das  Arrangement – mit Gemälden, auf den Boden geklebten Schaltplänen und einer Reihe in Gipsvasen steckender Schachtelhalme – fordert Besucherinnen und Besucher auf, einen Umweg in die Technikgeschichte zu nehmen. Denn vordigitale Elektronik – einige Bausteine  wie Widerstände oder Kondensatoren sind  noch als skulpturale Elemente im Raum verteilt – bildet das Vokabular von Fuchs’ bildnerischem Tun. Lochkarten und Bedienungsanleitungen sammelt die Künstlerin seit langem  – Elemente davon begegnen in den teils überlagerten, Teils wie Infoscreens gekippten  Leinwandgemälden an einer Wand des Saals.

Nachbilder des Vordigitalen: Die Künstlerin Agnes Fuchs im mumok

Die Frage „Was soll ich damit?“ ist wohl  absichtsvoll herbeigeführt: Das Funktionslose öffnet die Dinge erst einer ästhetischen Betrachtung, keine Nützlichkeit lenkt mehr davon ab,  ins Innere der (Elektro-)Mechanik zu schauen. Wobei Fuchs auch davon Abstand nimmt, den Schaltkram im Lichte einer Retro-Technik-Nostalgie darzustellen – ihre durchaus gewieften semi-abstrakten Gemälde spielen eher mit Unterscheidungen zwischen dem Durchsichtigen und den Deckenden und verrätseln ihren Bezug zur Technikwelt noch mehr.

Am ehesten findet sich das Publikum in der Schau in der Rolle von Archäologen, die eben erst eine Reihe von Fossilien (ebenfalls in der Schau verteilt: Schachtelhalme!) ausgegraben haben  und nun etwas daraus machen müssen: Auch   hier wäre Imagination gefragt. Die Weigerung, dieser auf die Sprünge zu helfen und (im begleitenden Katalog) lieber ein Netz obskurer Referenzen über das Arrangement zu legen, lässt aber schon auch fragen, ob die Kunst hier ihrem Anspruch gerecht wird. Ein Arrangement einer Tüftlerin für Tüftler. 

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