Wohlkalkuliert ist zum einen die Inszenierung von Pendletons Werken – insbesondere die mumok-Eingangsebene, nur mit wenigen Großformaten bestückt, fühlt sich weniger wie ein Museum an denn wie einer jener Schauräume im New Yorker Chelsea, von denen aus Großgalerien Karrieren in die Umlaufbahn schießen.
Kalkuliert sind auch die schwarz-weißen, manchmal auch Blau oder Grün erweiterten Werke, die nur auf den ersten Blick abstrakt-gestisch und mit Sprayfarben gemalt anmuten: In der Tat sind derlei spontane Spuren nur das Ausgangsmaterial, das kopiert, gescannt, am Computer arrangiert und per Siebdruck punktgenau auf Leinwand oder Transparentfolien aufgebracht wird.
Pendletons Keramiken, Bildobjekte und grobkörnige Filme atmen eine ähnliche, schwarz-weiße Ästhetik. Sie ist weit weg von der Spontaneität der Straße, aber verwandt mit den Überlagerungen und Gleichzeitigkeiten, die man als Merkmal afrodiasporischer Kulturen deuten kann: Komplexe Polyrhythmen und HipHop-Samples kommen in den Sinn, ebenso die verunklärte Vieldeutigkeit von Zeichen und Buchstaben, die sich in Graffitis, aber auch in Werken afroamerikanischer Künstler wie Glenn Ligon findet.
Die Frage, wie sehr das Identitätsmerkmal des Schwarzseins Pendletons Kunst bestimmt, bleibt dabei seltsam in Schwebe. Während die Bilder sich mit ihrer Abstraktheit über die Zuordnung hinwegzusetzen versuchen, schlagen Pendletons in dunklen Einbauten gezeigte Filme durchaus politische Töne an: Queer-Theoretiker Jack Halberstam spricht da über den Kampf gegen Kategorien, die Bürgerrechtlerin Ruby Nell Sales fordert eindrücklich das Zulassen der Vielheit.
Ein weiterer Film konterkariert die Statue des Südstaatengenerals Lee in Pendletons Heimatstadt Richmond mit „Black Lives Matter“-Protesten und legt eine Spur: Sind die kreisrunden Formen in Pendletons Gemälden etwa dieselben, die hier Polizei-Suchscheinwerfer signalisieren?
In der mumok-Schau bleibt das unerläutert – wie auch Pendletons Eigenbau-Referenzkasten zum Motto „Black Dada“ und seine Bezüge zur Kunstgeschichte nicht näher erklärt werden.
Der ursprüngliche Plan, den Künstler in Dialog mit der Sammlung treten zu lassen, ließ sich nicht realisieren, wie Kuratorin Marianne Dobner erklärt. Ein solcher Ansatz wäre dem mumok allerdings besser angestanden als die klinische Präsentation atelierfrischer Werke. Sie sind, bei aller Brillanz, nicht wirklich geeignet, zu einem diverseren Kunstverständnis hinzuführen.
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